Weblog & Podcast von Volker Strübing

Children Of Men

Datum: 28.11.06
Kategorien: Science Fiction

Man hat ja manchmal den Eindruck, es gäbe im Kino nur noch Action, Klamauk, romantische Komödien und computeranimierte Trickfilme für die ganze Familie. Insbesondere die computeranimierten Trickfilme für die ganze Familie gehen mir fürchterlich auf den Zünder, auch wenn ich nur die Trailer und die Werbung dafür mitbekomme. Nach Shrek 2 hätte man das Genre als abgeschlossen betrachten sollen, aber nein, stattdessen ging es danach erst richtig los.

Geht nicht in computeranimierte Trickfilme für die ganze Familie! Wer computeranimierte Trickfilme für die ganze Familie guckt, frisst auch kleine Katzen! Roh! (Dieses Argument ist unhaltbar und entbehrt jeder Grundlage. Totzdem ist es – auf einer höheren Ebene und unter einem bestimmten Blickwinkel – wahr und schön. Behaupte ich jetzt einfach mal.) Tut etwas sinnvolles mit der Zeit, die ihr bei computeranimierten Trickfilmen für die ganze Familie verschwenden würdet! Helft Omas über die Straße, ob sie wollen oder nicht! Backt Kuchen! Spielt Killerspiele! Wenn euch nichts einfällt, dann holt euch Anregungen in der Liste der Dinge, die besser sind als computeranimierte Trickfilme für die ganze FamilieFußballgucken!

So, das musste mal raus.

Jedenfalls war ich im Kino und stand vor der Wahl, mir entweder den neuen James Bond oder Children of Men anzusehen. Ich mag Actionfilme sehr gern, genauso wie ich Fast Food mag, aber beide haben leider den Effekt, dass man nicht richtig satt wird, sondern höchstens ein Völlegefühl bekommt. Casino Royale hat sicher tolle Explosionen, und ich liebe Explosionen (im Kino),  aber am Ende würde ich doch mit dem Gedanken rausgehen, dass es eigentlich ruhig noch mehr und noch tollere Explosionen hätten sein können.

Außerdem war mir sowieso nach eher düsteren Sachen zumute, ich entschied mich also für Children Of Men – “ein Fest für Pessimisten und Untergangs-Theoretiker” (Kritik bei spiegel.de).

Der Film ist großartig. Schön. Bedrückend. Ergreifend. Explosionen gibt es auch, aber man möchte nicht noch mehr davon sehen, denn die Kriegs- und Gewaltszenen tuen hier eher weh, als dass sie unterhalten. Ich habe keine Lust, den Inhalt wiederzugeben, es gibt viele gute Kritiken im Internet, zum Beispiel hier oder hier.

Zwei Punkte möchte ich aber noch hinzufügen: Der Film enthält eine der skurillsten Autoverfolgungsjagden der Filmgeschichte – das Fluchtauto springt nicht an -, und es ist empfehlenswert, sich statt Chips Schokolade mit ins Kino zu nehmen, da der Film trotz aller Action sehr viele ruhige Momente hat, in denen man sich nicht traut, laut zu knabbern. Zumal es sehr leer war im Kino, weil alle nur James Bond oder computeranimierte Trickfilme für die ganze Familie sehen wollen. Ein guter Grund, schnell ins Kino zu gehen, da er bestimmt bald abgesetzt wird.

(Volker Strübing)

7 thoughts on “Children Of Men

  1. Ja ja, so ein Film paßt halt nicht in’s beschauliche Vorweihnachtsprogramm, weshalb er wohl tatsächlich bald Platz machen muß für ‘computeranimierte Trickfilme für die ganze Familie’.

    Ich fand an dem Film sehr gut, daß er mir nix auf’s Auge drücken wollte. Keine moralinsaure Botschaft, sondern schlicht das etwas weitergesponnen hat, auf das sich die sogenannten westlichen Demokatien gerade hinbewegen. Und da ist ja vor allem England jetzt schon recht eifrig, was die staatliche Kontrolle des öffentlichen Raumes betrifft.

    Interessant finde ich auch, daß der ‘Held’ Clive Owen nicht einmal eine Waffe in der Hand hat, während diese um ihn herum offenbar zur Alltagsausrüstung gehören.

    Also tatsächlich ein etwas computeranimierter Realfilm für die ganze Familie, der auch das bisschen Pathos mühelos wegsteckt, mit welchen er ab und an dekoriert ist. Für mich der perfekte Vorfilm zu I, Robot.

  2. DANKE! (wofür? na, weil:)

    1. willkommen zurück aus deinem ‘Urlaub’.

    2. Das du ‘CoM’ hier noch mal hervor hebst. Ich muss gestehn, das ich gleich am ersten Tag ins Kino gerannt bin, um diesen Film zu sehn. Sehr interessanter Ansatz, großatige Besetzung und wie ich nach dem Film dann auch wusste, auch sehr gut umgesetzt.
    Ich will auch nich noch mal ne riesen Kritik zu schreiben – nur so viel, wen das Thema interessiert sollte sich diesen Filom ansehn, der beste Sci-Fi-Film seit Ewigkeiten.

    Wermutstropfen: so sehr ich von dem Film begeistert war, so sehr war meine Begleitung von dem Film nicht gerade angetan :( Der Film hat wirklich Stellen, wo er als zu lang empfunden werden kann, meiner Meinung nach, ist der Film aber so wie er ist perfekt.

  3. @ Tyler: Dein Link funktioniert nicht! (Und danke für das Danke :)
    @ Rollmops: Stimmt, der hatte wirklich keine Waffe, komisch, dass mir das nicht sofort ins Auge gesprungen ist. Mir fallen sonst bloß noch Mac Guiver und Colt Seavers als waffenlose Hauptdarsteller ein. (Ja gut, in roantischen Komödien gibt’s sowas oft, aber darum geht’s ja jetzt nicht)

  4. Vielen Dank, Volker, dass mal jemand hervorhebt, dass die Kriegsszenen in “Children of Men” mal wirklich Anti-Krieg sind. Nicht so wie in “Anti”-Kriegs-Filmen wie z.B. das wilkürlich gewählte Beispiel “Black Hawk Down”…

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