Weblog & Podcast von Volker Strübing

Schrecken des Schulhofs

Datum: 25.04.09
Kategorien: Nachrichten aus der Scheinwelt, Religion

„Auf dem Schulhof war eine weiße Linie, wenn man die überschritt, dann haute einem der Aufsichtslehrer eine runter, aber so richtig mit Schwung. Können Sie sich dass heute überhaupt noch vorstellen?“ – Nein, konnte ich nicht. Das war lange her, die äußert liebenswerte Dame, die mir das auf einer Zugfahrt von Köln nach Hannover, wo wir ins Gespräch kamen, weil wir nebeneinander saßen, erzählte, war damals 13 Jahre alt gewesen. Der Strich auf dem Schulhof, hatte damals katholische von evangelischen Kindern getrennt. Wenn eines ihn überschritt, den Strich, dann kam der Aufsichtslehrer und haute ihm, dem Kind eine runter, aber so richtig mit Schwung. Der Schulhof hatte sich aber nicht in Belfast befunden, sondern im Rheinland, wohin das Mädchen mit seiner Familie aus Schlesien geflohen war, vor den Russen. Alle Berlinerinnen und Berliner unter den Schnipselfriedhofsbesuchern bitte ich, morgen bei der Abstimmung über „Pro Reli“ mit NEIN zu stimmen!

(Andreas Krenzke)

14 thoughts on “Schrecken des Schulhofs

  1. Hm. Auf unserem Schulhof gab es auch für ein paar Jahre eine weiße Linie. Sie trennte Gymnasium von Haupt- und Realschule. Wir durften rüber, weil die Bücherei bei der HRS war. Die anderen durften nicht zu uns.

  2. Wenn man den vorangegangenen Blog-Eintrag liest, wird Katholizismus ja fast mit Faschismus gleichgesetzt (zumindest “wohlwollende Zustimmung”). Insofern wäre also die weiße Linie aus protestantischer Sicht eine Art “antifaschistischer Schutzstrich”. Nur dass man beim Hinüberlaufen “nur” eine übergebraten bekommt und nicht direkt erschossen wird.

    Ich stimme mit “Ja”. Hauste mir jetzt eine runter? :-P

  3. @ Tom
    Du verlierst stark an Anerkennung. Selbst die meisten Christen die ich kenne wollen mit Nein stimmen weil sie wollen, dass weiter Ethik für alle unterrichtet wird.
    Ich sehe insgesamt keinen Sinn dahinter, daraus ein Wahlpflichtfach zu machen. Freiwillig ist doch ok. Hier gehts nur um Prestige für die Kirche. UND Hörigkeit ihrer Anhänger.
    Und Ich entschudlige mich wenn ich dir zu nahe trete, aber die Christen die ich kenne welche mit Ja stimmen werden sind entweder nicht die cleversten oder dem Papst sehr hörig!!! — gleiches unterselle ich somit auch dir *fg*

  4. Naja, jemandem zu unterstellen, er sei ja wohl nicht der cleverste und ein *fg* dahinter zu stellen, ist natürlich ziemlich unhöflich. (Ich fang ja auch nicht an, z.B. die Anzahl der sprachlichen Fehler in Deinem Eintrag … is egal.)

    Im Übrigen war mein Eintrag ironisch gemeint und mit einigen Seitenhieben Richtung “ganz links” versehen. (Das macht mir einfach Spaß, weil ich selbst links bin.) Die letzte Bemerkung konnte ich einfach nicht auslassen, obwohl ich gar nicht aus Berlin komme und mir daher die ganze Diskussion ziemlich schnuppe ist.

    Aber zu sagen, ich stimme mit “Nein”, weil in Rheinland vor vielen Jahren mal Schüler geschlagen wurden, ist halt schon bisschen abwegig. Es wurden auch mal im Namen der Politik viele Millionen Juden umgebracht. Das ist fast genauso schlimm. Sollen wir jetzt deswegen die Politik abschaffen? (Vorsicht! Das war wieder ironisch! Nicht ernst nehmen. Ich weiß selbst, dass der Vergleich hinkt.)

    (Mit “vorangegangenen Beitrag” meinte ich übrigens Volkers letzten und nicht den von Andreas.)

  5. @Tom: Die Politik sollte man nicht abschaffen wegen des Holocausts aber wie wäre es mit der Abschaffung des Antisemitismus? (Vorsicht: Dieser Vergleich hinkt dann nicht.)

  6. Wow, der hinkt ja gewaltig. Christentum = Antisemitismus. Ach komm! Echt jetze! (Hab früher mal in Berlin gewohnt, deswegen darf ich auch mal berlinern.)

    Diese Konflikte zwischen Katholen und Evangelen waren doch sowas wie zwischen Nachbardörfern. (Sollen wir jetzt Dörfer abschaffen? Oder die Konflikte? Oder die Menschen?)
    Das ist alles Vergangenheit. Ich bin selbst im Rheinland aufgewachsen, und es gab keine solchen Unterschiede mehr (bis auf den Religionsunterricht natürlich).

  7. @ Tom
    Aktuell hätte es auch keinen Sinn meine Sprachfehler aufzuzählen. Die mache ich aus dem selben Grund weshalb ich zur Zeit sowieso viel blogge. (Krankheit …). Zudem erkenne ich solange ich im Netz nichts besonderes mache, die deutsche Rechtschreibung, Grammatik, …etc. höchstens als Empfehlung an.

    Seitenhieb auf ganz links konnte ich nicht sehen. Jetzt wo du es sagst erkenne ich es schon. Bin nebenbei nicht ganz links.

    Und das mit dem “Ja” stimmen habe ich nur rein geschrieben, weil ich wirklich der genau dieser Meinung bin. Es gibt einfach nur die eine Begründung durch Prestige und Hörigkeit. Alle anderen Argumente sind hohl …

  8. @ Tom: Man, man, man. Einfach mal wieder einen Blick in die Geschichtsbücher werfen und dann wirst auch du sehen, dass der Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken beileibe nicht nur sowas wie zwischen zwei Dörfern war. Und dein Christentum = Antisemitismus, woher hast du das jetzt? Oder willst du falsch verstehen? Du hast geschrieben, ich zitiere: “Es wurden auch mal im Namen der Politik viele Millionen Juden umgebracht. … Sollen wir jetzt deswegen die Politik abschaffen?” Darauf bezog sich mein nicht hinkender Vergleich. Denn natürlich wurde nie jemand wegen der Politik umgebracht sondern wegen einer bestimmten Politik, Weltanschauung, Religion usw..

  9. @HevoB
    Ich wünsche Dir gute Besserung!
    Allerdings muss ich Dir in punkto “solange ich im Netz nichts besonderes mache” doch widersprechen! Was kann es denn noch besondereres geben, als bei Schnipselfriedhof einen Beitrag zu schreiben?

    @Ahne
    Ja klar, aber es ging doch um diese Schule mit dem Strich (das könnte man auch anders verstehen!), und das war vielleicht vor 50 Jahren oder so. Damals lebte ich zwar noch nicht, weiß aber doch aus den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern, dass es solche Reibereien gab. Und wenn mich mein Geschichtswissen nicht täuscht, war der 30jährige Krieg damals bereits ne Weile vorbei (und die Kreuzzüge auch). Im übrigen muss man ja soweit nicht zurück wegen Nordirland und so.
    Aber soll man sich beim Berliner Volksentscheid jetzt für “Nein” entscheiden, weil vor 50 Jahren in einer Schule im Rheinland … oder weil vor rund 370 Jahren in ganz Deutschland ein großer Krieg … wäre doch Unsinn! Ich hoffe mal, in Berlin läuft die Diskussion etwas anders ab. Es gibt bestimmt genug gute Gründe, gegen den Antrag zu stimmen. Vielleicht schlösse ich mich diesen auch selbst an, kennte ich sie nur…

    Also für mich hinkte (oder hunk?) der Vergleich nicht nur, sondern war schon zwei seiner Beine verlustig gegangen, als sie in einer Notoperation amputiert werden mussten, die infolge zu starken Tabakkonsums notwendig geworden war. Es würde mich nicht wundern, wenn dieser Vergleich ein neues Zeitalter der hinkenden Vergleiche begründete. Ein Vergleich, den man dann einst als hinkender Vergleich der Herzen bezeichnen wird. Ein Vergleich, der wenn irgendwann ein Buch der hinkenden Vergleiche geschrieben wird werden würde (was Gott oder Volker, je nach dem, welcher davon existiert, verhindern möge), als Paraphrase der hinkenden Vergleiche … ok, es reicht.

    Ich glaub, ihr nehmt es alles zu ernst.

  10. Schade, dass ich kein Berliner bin, hätte gern gegen Reli gestimmt. Naja. Was ist das hier eigentlich? Kaum guck ich mal ein paar Tage nicht auf den Schnipselfriedhof und schon kommt son Christ an, der dummerweise denselben Namen hat wie ich und macht mir meinen schönen Antichristenruf kaputt. Verdammt.

  11. So alt bin ich zwar nicht das ich sowas hätte miterlebt, aber zumindest gabs das bei uns in der Berlin Marzahner Grundschule 1987 noch das man was mit dem Zollstock eins auf die Finger bekam wenn man nicht artig war. Etwas derartiges wie mit der weissen Linie hab ich noch nicht gehört, wäre für mich aber lustig da ich die Hofpausen warscheinlich dafür genutzt hätte immer über die Linie hin und her zu springen. Naja egal…ich stimme sowieso gegen Religion da ich brav atheistisch erzogen wurde und finde das Religion in Schulen nichts verloren hat.

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