Weblog & Podcast von Volker Strübing

Was haben eine Wasserrutsche und ein Rind gemeinsam?

Datum: 24.03.11
Kategorien: Schnappschüsse, Unterwegs, Weltverbesserung



Wohl jeden hat diese uralte Menschheitsfrage schon so manche Nacht um den Schlaf gebracht. Henri und ich haben auf einem Ausflug mit dem RE 5 in den Fläming die Antwort gefunden: Beide machen glücklich. Und – das sei mit aller Deutlichkeit gesagt – Letzeres eben nicht nur, wenn es in Scheiben geschnitten und medium gebraten ist.
Wir haben uns auf eine Recherchefahrradtour (lange Geschichte …) von Jüterbog nach Luckenwalde begeben, sind irgendwo zwischen Jüterbog und Zinna auf diese Weide gestoßen und – als Großstädter von Tieren übermäßig beeindruckt – abgestiegen, um uns die Rinder anzugucken. Die Faszination war beidseitig. Kaum standen wir am Zaun, setzten sie sich allesamt in Bewegung, reihten sich vor uns auf und guckten zurück.





Ganz ruhig und geduldig standen sie da, manche sabberten und pinkelten ein bisschen vor sich hin; schön war das und beglückend (also wie sie uns angeguckt haben; das Sabbern und Pinkeln fand ich eher so lala). Da dachte ich mir mal wieder, dass diese Viecher doch eigentlich was Besseres verdient haben, als von uns aufgegessen zu werden, und dass ich keins von ihnen irgendwann auf dem Teller wiedersehen will.
Man könnte natürlich darauf verweisen, dass sie selbst Schuld sind am Aufgegessenwerden – was schmecken sie auch so gut? – oder wie dereinst Spinne argumentieren, dass es diese Rinder dort auf der Weide nicht gebe, wenn wir sie nicht aufessen wollen würden – unser Appetit ist ihre Lebensgrundlage, denn nur zum Angucken und Fahrradfahrerglücklichmachen werden die wenigsten Rinder gezüchtet. Leider.

(So muss ne Espressomachine aussehen! – Kräuterschnapsmuseum im Kloster Zinna – Home of the Zinnaer Klosterbruder)

Am Kloster Zinna kann man neben dem Schnapsmuseum (samt Verkostung) auch ein Halseisen an der Klostermauer besichtigen. Als zwei ältere Damen und ein älterer Herr daran vorbeigingen, entspann sich folgendes hübsche Gespräch:
Herr: Halseisen! Da müsste man die ganzen Graffitischmierer ranketten!
Dame: Aber die kriegen se ja nie …
Herr: Und wennse se kriegen, lässt der Richter se frei, weil er sagt, dass das “Kunst” ist!
Dame: (schnaubt)

(Alle ans Halseisen! – Beschmiertes Trafohäuschen in Zinna.)


(Die Bibel – Hochspannung garantiert!)


(Vorrausschauendes Handeln ist entscheidend für geschäftlichen Erfolg. Auf diesem Schild in Luckenwalde wurde ausreichend Platz für zukünftige Erweiterungen des Angebotes gelassen Obwohl schon jetzt eigentlich kaum Wünsche offen bleiben.)

 
Letzte Station war die Therme in Luckenwalde. Erst waren wir etwas enttäuscht vom “Erlebnisbereich”, der aus zwei Whirlpools und zwei Planschbecken zu bestehen schien. Die Whirlpools hatten immerhin einen gewissen Unterhaltungswert. Sie lagen etwa 5 Meter über einem der Planschbecken und man konnte, auf dem Bauch im blubbernden warmen Wasser liegend, die Ellbogen auf den Beckenrand gelegt auf eine Gruppe Rentner hinabblicken, die Wassergymnastik machten. Sie hatte alle solche langen, dünnen, bunten Schwimmwürste zwischen den Beinen, deren Enden vor und hinter ihrem Kopf aus dem Wasser standen – die alten Leutchen erinnerten verblüffend an Quietscheentchen, wie sie da im Kreis durchs Wasser latschten. Am Beckenrand ging eine unglaublich dünne Frau auf und ab, ruderte dabei mit den Armen und zählte immer von 10 bis 1, bevor sie die nächste Übung erklärte, die ein etwas anderes Armkreisen erforderte. Ihre Stimme erinnerte mich ein bisschen an die Sirenenprobe, die wir um 15.00 Uhr in Zinna erlebt hatten. Sie sprach die Zahlen in ein Headset, das aber offensichtlich mit nichts verbunden war. Nach ein paar Minuten trieb uns schließlich die Schlagermusik, mit der die Quietscheentchenbeschallt wurden aus dem Whirlpool. Wenn ich in dem Alter für Wassergymnastik bin, werden uns die Vorturnerinnen wahrscheinlich schlechte 80er-Jahre-Musik vorspielen …

Und dann entdeckten wir die Wasserrutsche. So ein langes, hübsch gewundenes Plasterohr, durch das man mit einem Gummireifen durchsausen kann. Wahrscheinlich winken die meisten jetzt ab, weil sie sowas schon lange kennen, aber ich bin doch aus dem Osten, wir hatten doch nüscht! Für mich war es jedenfalls das erste Mal – und es war fast so schön wie die  guckenden Kühe. Oder genauso schön, nur auf andere Art. Hatten mir die Kühe das Herz gewärmt, sorgte die Rutsche für minutenlange Kicherflashs.

So genug geschnipselt für heute. Eigentlich sollte hier ein ellenlanger Artikel über  Lybien stehen, den ich vorgestern Abend geschrieben habe. Zum Glück hatte ich ihn ersteinmal per Hand geschrieben und war dann zu faul, ihn abzutippen und zu posten und habe daher noch eine Nacht drüber geschlafen und gestern gemerkt, dass er ziemlich dusslig war …

(VS)


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7 thoughts on “Was haben eine Wasserrutsche und ein Rind gemeinsam?

  1. Lieber Volker,

    ich meine, die Wahrscheinlichkeit, eines der glückseligmachenden Rinder auf dem Teller zu finden, ist wohl gering. Ich weiß nicht mehr, wo ich es herhabe, aber Rinder für den Verzehr sind meist braune Varianten.

    Ich muss noch mal recherchieren gucken tun.

  2. Kloster Zinna? Dann hast Du bestimmt eine Flasche von dem nur dort erhältlichen Kirschlikör gerettet und bringst sie beim nächsten Besuch mit? Klasse.

  3. @Peter: Ja :)

    @Schlumpfen: ne Kuhbrücke? Cool. Stimmt schon, wir waren fast an der bezeichneten Stelle, sind an der Kläranlage vorbei, unter der 101 durch und dort kam dann aucch schon die Stelle, wo die Fotos entstanden sind.

    @Matze: Ach so, na dann. Dann hole ich mir jetzt ein Kilo Rindsgehacktes als zweites Frühstück!
    Ähm. Wozu sind denn dann die schwarzweißen Rindermänner da? Nur zum Fahrradfahrer und Kühe beglücken?

    @Holger: Kirschlikörpirschlikör! Ich wusste ja nichtmal, dass Du Kirschlikör trinkst!

  4. “Wir hatten doch nüscht” – ich krieg mich nicht mehr ein! Das ist ab sofort mein liebster Ossi-Spruch! Darf ich den bei passender Gelegenheit zitieren? Bittebitte?
    Einen liebsten Wessi-Spruch hab ich schon: “Äächt?! Merkt ma gar nich!” (nachdem man sich als Ossi vorgestellt hat).

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