Weblog & Podcast von Volker Strübing

Dieser Artikel kann ihr Leben retten!

Datum: 6.01.14
Kategorien: Sonst so

Oder zumindest entscheidend verbessern! Oder wenigstens ein bisschen!

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(Rügen. Neujahrsurlaub.)

Zu meinen Vorstätzen für das Jahr 2014 gehört es, mehr für meine Mitmenschen zu tun, in dem ich sie zum Beispiel vor schlechten Dingen warne und sie auf gute Dinge hinweise, insbesondere, wenn es sich bei den guten Dingen um Dinge handelt, an denen ich beteiligt bin – als Beispiel sei hier Vor der Pause – nach der Pause, die übermorgen im Kookaburra startende Show von Andreas Krenzke bzw. Spider und mir, genannt. Doch dazu und zu den Fragen, was VdPndP eigentlich mit Kloß und Spinne zu tun hat und warum es mehr über den Leser als über die Show aussagt, wenn man statt „ndP“ „Npd“ liest, später mehr.

Erst einmal Warnungen vor einem Film, einem Buch, einem ebook-Reader und einer Kaffeekanne, nebst einem kleinen Vorschlag, der die Welt schlagartig zu einem lebenswerteren Ort machen würde, zumindest für alle, die schlimm unter First-world-problems zu leiden haben.

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Der Film, um den es mir geht, nennt sich „Inside Llewyn Davis“ und eigentlich ist er gar nicht mal so schlecht. Er ist nur auch überhaupt nicht gut, auch wenn alle Welt das behauptet. Man kann ihn sich ruhig angucken, wenn man zum Beispiel gemütlich auf der Couch einschlafen will, weshalb man ihn nicht im Kino gucken, sondern auf die DVD warten sollte. Er verbreitet gepflegte Langeweile und die Schauspieler sind schick angezogen. Das wars auch schon.

Ach halt, da ist doch noch die Musik!
Ach ja. Stimmt. Die Musik verbreitet gepflegte Langeweile und die Sänger sind gut angezogen (bis auf ein Quartett, das lustig angezogen ist). Leider werden alle Songs ausgespielt und das hätte nun wirklich nicht bei allen sein sollen, da sie ehrlich gesagt oft mehr als nur gepflegte Langeweile verbreiten.

Aber ist der Film nicht total witzig?
Nein. Na gut. Es gibt ein paar Späßchen. Lustige Pullover, wegge Katzen etc.  Beim Hauptwitz, dem, bei dem am lautesten gelacht wurde, schämte ich mich für das Publikum, das mit mir im Kino saß – eben weil es so laut lachte, dabei war der Gag (ja, genau, der Katzenzurückbringgag) so vorhersehbar wie … hm, mir fällt gerade nichts anderes ein, was derart vorhersehbar war, von der Sache mit den Tantiemen im selben Film vielleicht mal abgesehen.

Und die skurillen Gestalten? In den Filmen der Cohen-Brüdergibt es doch immer so herrlich skurille Leute?!
Ja. Stimmt. Es gibt skurille Gestalten. So what?! John Goofdman halt mal wieder. Ansonsten: Fährst Du U-Bahn, kostet weniger Eintritt, kannst Du 120 Minuten skurille Leute gucken, nicht nur 105.

Dass „Inside Llewyn Davies“ nicht einma richtig schlecht ist, unterscheidet ihn grundlegend von dem Buch „Invaders“ von Peter Ward, Piper-Verlag. Es wurde als witzige SF-Satire angepriesen und ich war neugierig, was sich in dem Bereich so tut. Außerdem klang die Grundidee ganz lustig: Ein totaler Verlierertyp bekommt ein Jobangebot: Er soll Touristen aus der Zukunft durch das London unserer Tage führen. Nun sind die ewigen Geschichten über Verlierertypen und Volltrottel, die dann plötzlich die Welt retten müssen zwar ziemlich ausgenuddelt, aber ich gab dem Buch eine Chance. Und bereute es schnell. Die Witze sind mau, einer der besseren geht so:

„In ein paar Minuten müsste er völlig wiederhergestellt sein.“
„Da bin ich mir nicht so sicher. […] Dieser Typ hat es schon mal fertiggebracht, die ganze Zeit zu schlafen, als im Haus eingebrochen wurde.“
„Na und? Die meisten Einbrecher sind schließlich sehr leise.“
„Das waren die auch. […] Bloß dass sie das Bett gestohlen haben, in dem er schlief.“

Wie gesagt, einer der besseren Gags, einer der wenigen, bei denen ich fast so gar ganz kurz mal gekichert hätte, wenn ich vorher einen Joint geraucht hätte und nebenbei eine Didi-Hallervorden-Show geschaut hätte, während mich jemand unter den Achseln kitzelt. (Dieser Satz hätte es locker auch in das Buch geschafft.) Also, irgendwie schon ein bisschen lustig und so. Was richtig stört sind die logischen Fehler und zahllosen größeren und kleineren Unplausibilitäten. Und wer jetzt meint, eine absurde Zeitreise-Satire müsste sich um Plausibilitäten, Logik und glaubwürdig agierende Charaktere nicht weiter scheren, heißt wahrscheinlich Peter Ward.

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Als Kompott gibt es Sprachmerkwürdigkeiten, von denen ich vermute, dass man sie der Übersetzung anlasten muss. Zum einen wird ständig (wirklich ständig, mindestens auf jeder dritten Seite) davon gesprochen, dass der Held „Computerspiele macht“, gemeint ist aber, dass er sie spielt. Zum anderen tritt die Redewendung „den Laden dicht machen“ in bizarrer Häufung auf.

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(Spooky Forest.)

Wem das Buchallein nicht schlecht genug ist, dem sei empfohlen, es auf dem ebook-Reader Tolino shine zu lesen. Ich habe mir dieses Ding vor Kurzem gekauft. Seit einem Jahr habe ich einen Sony PSR 2, mit dem ich sehr zufrieden bin, einzig die fehlende Beleuchtung hat mich gestört. Auf Reisen landet man gelegentlich in Zimmern mit extrem scheißen oder nicht vorhandenen Nachttischlampen, weshalb ich auf dieses Feature nicht mehr verzichten wollte. Der Nachfolger von Sony hat leider immer noch keine Beleuchtung, der Kindle kam nicht in Frage und den Tolino schmeißen sie einem halt überallt hinterher. Als er herauskam hatte ich ihn mir schon einmal angesehen und verworfen, da er nicht einmal über Wörterbücher und eine Notizfunktion verfügte, doch diese Manken wurden inzwischen behoben und so schlug ich zu.

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Eigentlich gibt es nur ein Problem, aber eins, dass ich für ein Ding, das ein Bucheresatz sein soll schon ziemlich gravierend finde: Man kann nicht vernünftig Blättern. Zum Umblättern tippt man mit dem Finger auf das rechte Drittel der Seite (eine Seite vor) oder auf das linke Drittel (eine Seite zurück). Klingt erstmal einfach, ist in der Praxis der totale Nerv. Zum einen erwischt man, gerade, wenn man das Gerät mit einer Hand bedient, gelegentlich das mittlere Drittel und landet im Menü. Zum anderen verblättert man sich ständig. Es dauert nämlich viel zu lange bis die neue Seite erscheint. Da die Umblätterdauer auch noch variiert, tippt man des öfteren ein zweites Mal, weil man denkt, er habe die erste Berührung nicht registriert, und wenn sich der Tolino endlich ausmert, blättert er gleich zwei Seiten weiter. Ganz davon abgesehen, dass man sowieso gelegentlich zwei- oder dreimal blättert. Und wehe, es gibt eine Fliege im Schlafzimmer. Kaum landet sie auf dem beleuchteten Tolino (und das tut sie früher oder später) ist die Seite weg.

Der Sony PSR 3 mit der teuren Hülle, die eine Beleuchtung enthält, wäre vielleicht doch die bessere Wahl gewesen. Die Sony-Reader haben zwei sehr bequeme Hardware-Blättertasten. Natürlich sind sie auch per Touchscreen zu bedienen, man muss dann aber über den Bildschirm wischen, was sich erstens viel natürlicher anfühlt und zweitens vor unbeabsichtigtem Blättern bewahrt (das kriegt auch keine Fliege hin).

Zu guter Letzt möchte ich vor Kaffeenmaschinenkannen wie dieser warnen:

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Es wäre sicher übertrieben, zu behaupten, dass sie mir den Neujahrsurlaub auf Rügen komplett vermiest hat, aber die Tatsache, dass es unmöglich war, aus ihr einzugießen, ohne zu tropfen, setzte doch Morgen für Morgen eine kleine Dosis Ärgerhormone frei. Als ich mit in den weiten vorpommerschen Himmel gereckter Faust über den Bodden hinweg die Götter anrief und aufforderte, die Hersteller dieser Kanne zusammen mit den Tolino-Designern und -Programmieren mit einem Blitz vom Angesicht der Erde zu tilgen und in die tiefsten Tiefen des Hades zu verbannen, um sie dafür zu strafen, dass sie ihre mistigen Kackdinger entweder nie getestet oder aber in böser Absicht, mit irrem Grinsen, bösem Funkeln in den Augen händereibend auf eine arglose Menschheit losgelassen haben, merkte eine Freundin, die eigene leidvolle Erfahrungen in der Industrie gemacht hat an, dass die letztlich wahrscheinlich nichts dafür konnten. Als sie merkten, dass sie totalen Mist zusammenschustern, konnten sie es nicht mehr zugeben; das Prokjekt musste ein Erfolg werden, Teamdynamiken, die Angst um Bonüsse und Arbeitsplätze sowie Kommuikationsverzerrungen durch Hierarchien führten dazu, dass man sich selbst und gegenseitig in die Taschen log und irgendwann vielleicht selbst glaubte, man hätte ein brauchbares Kaffeegefäß oder Lesegerät gebaut.

Wie schön die Welt sein könnte, wenn man Designer, Ingenieure und Programmierer zwingen würde, ihr Zeugs erstmal ein Jahr selbst zu benutzten, bevor sie es auf die Menschheit loslassen dürfen …

Mein Kollege Spider schrieb mal eine Geschichte darüber, dass am 3.Oktober 1990 in Wirklichkeit die BRD der DDR angeschlossen wurde, und oft glaube ich, dass er recht hatte. Der Osten lebt.

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Apropos Spider (gelungene Überleitungen sind das A und O guter Weblogartikel): Wie bereits erwähnt startet am Mittwoch unsere neue Show „Vor der Pause – nach der Pause“ im Kookaburra-Comedy-Club, Schönhauser Allee, U-Bahnhof Rosa-Luxemburg-Platz, und sie wird sehr gut, wobei ich hoffe, dass Spider und ich nicht das Selbstbetrugslevel der Tolino- und Kaffeekannendesigner erreicht haben.

Ganz schlecht kann es schon allein wegen unseres Super-Sondergast-Starts nicht werden: Für die erste Show haben wir uns Sven van Thom von der Action-Lesebühne „Tiere streicheln Menschen“ eingeladen, einen unserer Lieblingsmusiker, er ist noch besser angezogen als die Llewy Davies und verfügt zudem über den Vorzug keinen langweiligen Folk zu spielen.

Außerdem wird Wirt Norbert einen kleinen Gastauftritt haben und wenn alles gut geht, gibt es am Mittwoch die Vorpremiere der Rohfasssung der allerneuesten Kloß-und-Spinne-Folge. Aber das ist eigentlich alles noch geheim. Was man wissen darf, muss und vor allem will, hat Spider sehr schön im VorDerPause-Blog zusammengefasst.

Kommt in Scharen und witterungsgerechter Kleidung!

Nach der Pause – Vor der Pause

Kookaburra Comedy Club , Schönhauser Allee 184, U-Bhf. Rosa-Luxemburg-Platz

Mittwoch, 8.1.2014, 20.00 Uhr

Eintritt: 8 Euro (glaub ich)

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(Am Ende siegt die Natur!)

3 thoughts on “Dieser Artikel kann ihr Leben retten!

  1. Danke für die Vorab-Einsichten zu den Coen Bros. Leider für meinen Geschmack zu viel des Guten respektive Schlechten. Aber – wie ich das aus der Theaterwelt so kenne – auch oder gerade Verrisse steigern das Interesse. Ich gehe hin – und vielleicht kehre ich dann noch einmal hierher zurück.

  2. Mindestens einen schönen Gag gibt es aber im Film, als Llewyn nämlich beschließt aufzugeben, weil man mit Folkmusik ja doch nichts verdienen könne, tritt im Hintergrund Bob Dylan auf die Bühne und beginnt zu singen. Das fand ich zumindest lustig.

  3. Kleiner Literaturtippversuch: Wer unbedingt ein spassiges Buch braucht, sollte es mal mit dem Roman von Serge Gainsbourg versuchen.

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