Man ist es ja gewohnt, mit Blödsinn und Frechheiten konfrontiert zu werden, aber ab und zu verschlägt’s einem dann doch noch mal die Sprache (siehe auch hier). Im Spiegel 24/2006 las ich ein Interview mit BP-Chef Lord Browne. Unter anderem wurde er zu den Entwicklungen in Lateinamerikas befragt, zu Verstaatlichungen und geplanten höheren Steuern:
SPIEGEL: Ist es denn gerechtfertigt, dass diese Länder mehr vom Gewinn aus ihren Bodenschätzen behalten wollen?
Browne: Jede Regierung behält sich das Recht vor, Steuern und Abgaben zu erhöhen […] Ich bitte allerdings zu bedenken: Wir als privates, internationales Unternehmen investieren sehr viel Geld und was übrigbleibt, geht an die Aktionäre. Überwiegend sind das Pensionsfonds. Mit einem Großteil des Gewinns wird also Altersvorsorge betrieben.
Was Browne eigentlich sagt: Es ist okay, die Bodenschätze und Arbeiter Lateinamerikas auszubeuten, solange dadurch amerikanischen Rentnern ein luxuriöser Lebensabend in Florida bezahlt wird. Dem Spiegel ist die Tatsache, dass hier das Shareholder-Value-Prinzip und die Ausplünderung des Südens zur sozialen Marktwirtschaft umgedeutet werden, keine Nachfrage wert.
Mit derselben Logik kann man Kinderarbeit für börsenorientierte Unternehmen erlauben und mit schönen Reden vom “Generationenvertrag” rechtfertigen. Auch die Sklavenarbeit hat übrigens zur Altersvorsorge der Sklavenhalter beigetragen.