Weblog & Podcast von Volker Strübing

Roboter für mehr Arbeitsplätze!

Datum: 1.09.06
Kategorien: Nachrichten aus der Scheinwelt, Weltall, Erde, Mensch

Am Mittwoch verkündete Bundesforschungsministerin Schavan die neue „Hitech-Strategie“ der Bundesregierung (siehe zum Beispiel hier) und war darob voll des Eigenlobes. Die Bundsregierung rechnet mit 1,5 Millionen neuen Jobs durch diese 14,6 Milliarden Euro teure Strategie. Lassen wir mal beiseite, dass diese 1,5 Millionen einfach nur so dahergeplappert sind. Frau Schavan hätte genauso gut 1,5 neue Arbeitsplätze oder 1,5 Milliarden versprechen können – ersteres war ihr wahrscheinlich zu poplig und bei letzterem wäre es zu sehr aufgefallen, dass sie eh nur irgendeine Fantasiezahl genannt hat. Egal.

Aber Hitech, die Arbeitsplätze schafft? Häh? Ich glaube, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass der technologische Fortschritt immer zu einem Verlust von Arbeitsplätzen geführt hat. Die Arbeitsplätze, die in der Mähdrescher-Industrie geschaffen wurden, haben niemals die arbeitslos gewordenen Landarbeiter aufgewogen. Dauerhaft lassen sich neue Arbeitsplätze vielleicht durch eine Anti-Technologie-Strategie (zurück zur Handarbeit!) oder eine Ausweitung des 1-Euro-Job-Prinzips auf private Dienst- bzw. Dienerleistungen schaffen.

Nun aber soll neue Technik den Menschen mehr Arbeit bringen. Absurd. Ich bin mit der Idee aufgewachsen, dass es umgekehrt sein sollte. Dass die Technik dem Menschen Arbeit abnehmen solle. Gut, ich komm aus dem Osten, und wir haben damals viel Blödsinn über die leuchtende kommunistische Zukunft zu hören gekriegt, aber ich denke, dieser Gedanke spielte auch im Westen lange Zeit eine große Rolle.

Wir brauchen nicht mehr Arbeit. Es wird genug gearbeitet. Es werden nur zu viele sinnlose Arbeiten verrichtet, bei denen zu viele sinnlose Produkte hergestellt werden. Außerdem besteht bei der Verteilung der Früchte der Arbeit sicher noch Optimierungsbedarf.

Apropos Verteilung: `“Die Strategie setzt vor allem auf eine starke Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.“ (Tagespiegel). Ich schätze, es läuft darauf hinaus, dass ein Großteil der 14,6 Milliarden Euro als Subventionen an Privatunternehmen fließen, die dann irgendwelche Alibi-Arbeitsplätze auf Zeit schaffen, um das Geld abzugreifen.

Naja. Nach dem ganzen Gemeckere nun mein positives Fazit: 14,6 Milliarden für den technologischen Fortschritt finde ich gut. Dass über 3 Milliarden davon in die Raumfahrt fließen sollen, finde ich großartig. Schade, dass das Forschungsministerium erst das Märchen mit den neuen Arbeitsplätzen erzählen musste, um mit diesem schönen Programm durchzukommen. Und wenn sich am Ende herausstellt, dass die ganze Aktion weltweit 1,5 Millionen Arbeitsplätze vernichtet hat, wäre mir das an und für sich auch Recht – sofern man es den Betroffenen ermöglicht, ihre Arbeitslosigkeit zu genießen oder zur Verwirklichung eigener Ideen zu nutzen … aber jetzt fange ich schon wieder an, völlig weltfremdes Zeug zu schreiben. Darum: Schluss für heute.

(Nachtrag vom 2.9.2006)

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One thought on “Roboter für mehr Arbeitsplätze!

  1. Mal ganz ehrlich noch mehr Arbeitsplätze? Brauchen wir doch gar nicht, Arbeit gibt es doch eh schon genug, es will nur keiner dafür bezahlen und das schlimme ist ja alle machen mit! Alle arbeiten immer mehr für immer weniger Geld. Was würde passieren wenn alle nur noch die Hälfte arbeiten gehen würden? Nicht auszudenken Ich beantrage daher die überschüssigen Milliarden in Selbsthilfekurse zu investieren die sich mit Themen beschäftigen: “Hilfe ich arbeite nur noch Halbtags, ist das schlimm?”, “Was mache ich wenn ich nicht für wenig Lohn arbeiten gehen darf?”, “Erfolgreich in Freizeitgestaltung und Lebensmanagement” oder “20 Stundenwoche und nun?”. Die liegengebliebene Arbeit können ja dann deine Roboter machen.

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