Wenn ich mir anschaue, was ich in diesem Weblog schon so geschrieben habe, bin ich manchmal ganz ergriffen von mir. Da sind soviele Beiträge, die von hohen moralischen Standards zeugen, Beiträge, die die Ungerechtigkeit der Welt oder die Bosheit bestimmter Leute geißeln, soviele Beiträge, die jeder Mensch, der ein Mensch ist und kein Arsch, gut finden muss, soviele Beiträge, die den Eindruck erwecken müssen, ich sei ein furchtbar guter Mensch.
Alles Quatsch. Ich bin bestimmt kein schlechterer Mensch als mancher andere, aber wenn jemand in mich reingucken könnte – und ich kann das leider – dann … naja, was bin ich froh, dass ihr das nicht könnt!
Hm.
Indem ich das schreibe, arbeite ich auch schon wieder am Bild von mir als gutem Menschen.
Manchmal fallen mir Episoden aus meiner Kindheit oder Jugend ein, für die ich mich unglaublich schäme. Das passiert nicht allzu häufig und ich kann mir verzeihen, das ist lange her, der Volker von vor 20 Jahren ist nicht der Volker von heute. Die alten Fehler tun mir leid, aber sie sind verjährt – teilweise habe ich sogar schon Kapital aus ihnen geschlagen und lustige Geschichten darüber geschrieben (zum Beispiel diese hier – 10 Jahre alt, der zweite Vorlesetext, den ich überhaupt je geschrieben habe).
In 20 Jahren hat mich längst die Raucherei hinweggerafft werde ich lustige Geschichten über die Scheiße, die ich jetzt baue oder denke schreiben. Versprochen.
Einen sehr schönen und gar nicht lustigen Text über Jugendsünden gab es neulich im Spitblog: Weil’s ging
(Volker Strübing)
Tja, wer kennt das Gefühl nicht?
Wenn ich mir in meinem Alter (21) schon gedanken drüber mach, was für eine Scheiße ich gebaut habe…
Wie wird das, wenn ich wirklich alt werde? ;)
Aber das ist es doch, was uns zu dem macht, was wir sind. Unsere Erfahrungen, die Fehler und Glücksgriffe. Um ehrlich zu sein: ich bereuhe keinen meiner Fehler.
Natürlich würde ich heute in mancher Situation anders entscheiden.
Tja, lieber Philipp, daß Du Deine Fehler nicht bereust, sieht man schon daran, wie Du mit diesem Wort umgehst. Und wenn es mit 21 Jahren tatsächlich nichts in Deinem Leben gibt, was Du zu bereuen hast, dann hast Du vermutlich das fragwürdige Glück, die Fähigkeit zu bereuen gar nicht zu besitzen.
Nachdenkliche Grüße
michaE
Micha, sei doch nicht so ungnädig. Aus Fehlern lernen ist noch besser, als sie zu bereuhen (und setzt eine gewisse Reue voraus, auch wenn man sie selbst vielleicht nicht so nennen würde).
Oh, danke für den Link.
Das ist leider das einzig Positive an der Geschichte, daß man jetzt wenigstens was zum darüber Schreiben hat.
Ob ich nicht die Fähigkeit habe zu bereuhen?
Das ganze ist doch mehr Einstellungssache als Fähigkeit, oder?
Denn wenn ich zurück blicke, dann sehe ich, dass selbst mein größter Fehler etwas gutes hatte.
Und ich glaube, nein ich weiß, dass alles was ich tue einen Sinn hat, auch wenn ich diesen Sinn nicht sehe.
Deswegen bereuhe ich nicht. Ich lerne aus meinen Fehlern. Klar geht es mir dabei auch richtig dreckig. Das gehört doch irgendwie dazu, oder?
LG Philipp
@Philipp: Recht haste!