Also ich fand das Wetter ja gut. Vor allem in den letzten Woche. Endlich macht das Fahrradfahren wieder Spaß, weil man nicht sofort aus allen Poren ausläuft. Und seit Donnerstag vor einer Woche ist mein altes, wackeres Batavus-Rad auch wieder richtig auf dem Damm und schnurrt vor Freude, wenn man in die Pedale tritt. Für das Geld, dass ich da in diesem Jahr schon reingesteckt habe, hätte ich mir wahrscheinlich auch ein brauchbares neues kaufen können, aber man muss doch wenigstens einen Gegenstand besitzen, an dem das Herz ein bisschen hängt, und den man nicht sofort wegschmeißt, wenn mal was kaputt geht!
Der August war der Monat der großen Feiern. Ich war auf einer Einschulung, einer Hochzeit, einem 60. Geburtstag, einem 30. Geburtstag, einer Hauseinweihung (praktischerweise mit dem 30. Geburtstag gekoppelt), einem Doppelgeburtstag und einer Studienabschlussparty. Zu einer Buchreleaseparty konnte ich nicht hingehen, weil ich an dem Tag schon zwei Partytermine hatte und sie zudem in Köln stattfand, das war mir zu weit weg; gehört das überhaupt noch zu Berlin?
Besonders denkwürdig und folgenreich war die Einschulung. Sie liegt mittlerweile eine Woche zurück und ich habe noch immer den Ohrwurm: “Hoppelhase Hans – Uuo-o-o! – macht heut einen Tanz – Uuo-o-o!” Und manchmal, in sentimentalen Momenten weine ich ein bisschen, wenn ich an jenes arme Mädchen denke, das nun zusammen mit meinem neffen zur Schule geht und von seinen Eltern bereits jetzt jeglicher Karriereaussichten beraubt wurde, indem sie es “Chantal Schulze” nannten. Ein Name wie aus einer nicht besonders feinsinnigen Comedy-Sendung. Eigentlich können sie dem Mädel doch jetzt schon den Hartz-IV-Antrag ausfüllen, oder? Es spielt doch keine Rolle mehr, was in einer Bewerbung drin steht, wenn so ein Name drauf steht …
Leider betraf keine der Feiern mich direkt. Ich hatte keinen Geburtstag, habe kein Studium abgeschlossen und kein Haus gebaut. Ich feiere erst am 7. Oktober. Das klingt jetzt komisch – “Wie jetze, Republikgeburtstag oder wat?” – und tatsächlich hängt es indirekt auch damit zusammen, aber das ist eine lange Geschichte, die ich ein andermal erzähle. Naja. Eigentlich eine kurze Geschichte, die ich trotzdem ein andermal erzähle.
(Volker Strübing)
Ja, die Problematik von Namen wie Chantal Schulze ist mir auch schon einmal aufgefallen. Wobei Jacqueline-Chantal in meinen Augen das Nonplusultr darstellt!
Das Schönste der gestrigen Schuleinführung meines Neffen war doch tatsächlich der Moment, als eines dieser kleinen laufenden Meter seine Zuckertüte nicht halten konnte und damit rücklings umgefallen ist. Ich weiß, es war nicht fair gewesen, in diesem Moment zu lachen. Er konnte ja nichts für seine übertreibenden Eltern. War aber trotzdem zu komisch gewesen.
Mit meinem Neffen übe ich jetzt erstmal, was sich auf den Namen der vor ihm sitzenden langhaarigen Charlotte alles so reimt, damit er gleich den richtigen Einstieg in den Umgang mit den Mädchen seiner Klasse hat. Muss bei ihm nur an die armen Jungens von uns damals denken, die hatten es wahrlich nicht leicht und so kann ich ihm von dieser Seite doch gleich ein paar sinnvolle Tipps mit auf den Weg geben. Ach Tante sein ist so schön. Man kommt nur alle Jubeljahre mal nach Hause und sorgt in kürzester Zeit dafür, dass sämtliche Erziehungsmaßnahmen zunichte gemacht sind. ;o)