Weblog & Podcast von Volker Strübing

In diesem Artikel geht es um Kacke

Datum: 3.10.08
Kategorien: Nachrichten aus der Scheinwelt, Zumutungen

18.45 Pause gemacht. Pizza gegessen. Ferngeguckt. Eine Sendung, in der das Leben eines Menschen in Zahlen zusammengefasst wurde und entsprechend bebildert wurde. Klang interessant, ich steh ja so auf abstruse Statistiken und Vergleiche. Wenn die Sonne so groß wär wie ein Gummiball, wär ein Gummiball so groß wie ein noch viel kleinerer Gummiball. Wieviele Gletscher kann man aus einem Eiswürfel schnitzen. So Zeugs.

Die Sendung war erstaunlich langweilig und uninformativ. Manches war hübsch anzusehen. Zum Beispiel als sie auf einem Teich, dessen Inhalt der von einem Menschen benutzten Wassermenge entsprach, für jedes Vollbad, dass er im Durchschnitt im Leben nimmt, eine Plasteente schwimmen ließen. Oder als sie ein Klo mit 3,9 t braunem Zeugs (war es Kacke?) bekippten, was der Menge entspricht, die Ottonormalscheißer im Leben kackt. Wichtige Fragen blieben unbeantwortet: Der Mensch isst im Leben ungefähr die 10fache Menge. Was passiert mit dem Rest? So träge wie ich mich manchmal fühle, glaube ich nicht, dass ich 90 Prozent der Nahrungsmaterie in Energie überführe. Gut, man pinkelt und schwitzt auch, aber bei den 40 Tonnen Essen waren ja die Getränke auch nicht mitgezählt und im Kot ist auch Wasser enthalten. Soviele Schuppen und Popel habe ich auch nicht, dass sie die Differenz erklären. Oder habe ich mich bloß verhört? Nee, glaube nicht. Immerhin war von 7 Kühen, 45 Schweinen, mehr als 1000 Hühnern und Tausenden Broten die Rede, die jeder von uns zum Frühstück im Laufe seines Lebens isst.Verliert man 6,3 Kühe, 40 Schweine und einen ganzen LKW voll Hühnern und Broten durch Abrieb?

Sehr ärgerlich: Die immer wieder zu hörende, auch in dieser Doku häufig verwendete, schlechtes Gewissen erzeugen sollende und vollkommen hirnrissige Behauptung, man würde soundsoviel Wasser “verbrauchen”. Wenn ich mich dusche oder das Klo spüle oder aus Protest gegen diese unsinnige Formulierung daheim den Wasserhahn laufen lasse, wenn ich in den Urlaub fahre, dann verbrauche ich kein Wasser. Dann verschmutze oder benutze ich es. Vorhanden ist es hinterher immer noch. Das Wasser mit dem wir heute die Kacke wegspülen, benutzen wir morgen wieder zum Zähneputzen, herrjeh!

(Volker Strübing)

17 thoughts on “In diesem Artikel geht es um Kacke

  1. Beim Wassersparen ist der pure Geiz schon so weit in das Denken eingedrungen, dass man unhinterfragt jeden benutzten Liter verteufelt. Oder es ist eben so, dass dieses pöhse Wort, mit dem man Menschen heute gern bezeichnet – Verbraucher – auch da zum Tragen kommt. Verbraucher. Nicht Mensch, oder Bürger, oder so. Du Verbraucher!

  2. das wasser, was wir heute trinken, haben vor uns schon viele andere getrunken und durch sich durchlaufen lassen,

  3. Es soll ja Leute geben die holen im Winter Schnee rein um ihn, nachdem er geschmolzen ist, zum Blumen giesen oder zum Spühlen fürs Klo noch nutzen zu können. Spart ja teures Leitungswasser…
    (Grüße an meine Mutter:P falls sie das irgendwann mal lesen sollte)

  4. Äh Moment, glauben hier etwa einige, dass sie genau das Wasser verwenden, was da frisch aus der Kläranlage kommt? Wenn dem so wäre, ging es uns wahrscheinlich ziemlich schlecht. Das Wasser wird erstmal noch mal einer natürlichen Reinigung unterzogen werden, indem man es in Flüsse leitet. Dort läuft dann der typische Abbau durch Organismen ab und erst dann (nach erneuter Kontrolle) ist es trinkfertig.

  5. @ matze:

    falls der Kommentar für mich war, ja, da hast du recht. Beim Lesen der anderen Kommentare hatte ich aber den Eindruck, dass das einige echt so denken, dass man eben Wasser nutzt, das fließt in die Kläranlage, kommt sauber wieder raus und wir nehmen dann gleich mal wieder nen großen Schluck und das ist eben Murks.

  6. Jup, genausowenig wie man Energie verbrauchen kann, kann man Wasser verbrauchen – es ist hinterher immernoch da, aber leider nichtmehr in einer nutzbaren Form. Und so kannman sehrwohl sowohl (elektrische) Energie als auch (sauberes, trinkbares) Wasser verbrauchen.
    Aber wenn man einen Satz missverstehen kann und böse schimpfen kann, warum soll man das nicht auch tun?

  7. Ja ja,

    Thermodynamisch gesehen ist das alles noch da und nichts weg… ganz fein…

    Wissenschaften sind ne tolle Sache, wie auch Statistiken und son Müll. Übrigens Müll, 95% aller Bundesbürger können nicht richtig Müll trennen, vielleicht sollte man einen Volkshochschulkurs in Mülltrennen anlegen, wobei das Problem wohl darin besteht das die meisten nicht Kunststoff (auch Plaste genannt) von Metall unterscheiden können. (kann man mit so was geld verdienen?)

    Statistisch gesehen wäre auch ein Fischstäbchen, das außen verbrannt und innen noch gefroren ist, genau richtig. Dennoch würde man sich daran wohl den Magen verderben.

    Dieses Posting ist kein Kritikpunkt zu irgend einem anderen. Es sind nur meine geschnipselten und durch den Mixer (von Moulinex) gejagten Gedanken, jetzt sind sie wohl ein Smoothie oder wie die Teile heißen.

    Wie war das? Uferfiltrat der Berliner Spree ist etwa 50 Jahre alt?

    Aber was ich doch anmerken will. Wasser wird hergestellt und wieder vernichtet. Es gibt genügend elektrochemische Prozesse wo Wasser hergestellt/vernichtet wird um zum beispiel Wasserstoff zu gewinnen. Wenn man es allerings auf den Täglichen “Verbrauch” der Weltbevölkerung bezieht ist es wohl eher ein verschwindend kleiner Anteil um nicht zu sagen marginal.
    (Bekomme ich jetzt den Preis für den nervigsten Besserwisser?)

    Hm, irgendwie scheine ich gerade ein Kommunikationsbedürfniss zu haben. Sollte wohl mal unter Menschen oder Verbraucher gehen.

  8. “Übrigens Müll, 95% aller Bundesbürger können nicht richtig Müll trennen, vielleicht sollte man einen Volkshochschulkurs in Mülltrennen anlegen, wobei das Problem wohl darin besteht das die meisten nicht Kunststoff (auch Plaste genannt) von Metall unterscheiden können. (kann man mit so was geld verdienen?)”

    Ja kann man geh in die Müllbranche…

    Übrigens wäre es ökologisch und ökonomisch gesehen sinnvoller den Müll ungetrennt in einen unserer hochmodernen und auf 20 % laufenden Mülltrennungsanlagen zu schmeißen und den Müll von den Robotern trennen zu lassen…

    Aber naja arbeitstechnisch sollte man das vielleicht auch von Arbeitern machen lassen …

  9. @Horatiorama:
    Im Osten unseres schönen Vaterlandes wird “Kunde” seit Mitte der Siebziger Jahre als Quasischimpfwort eingesetzt. Keine Ahnung, ob das was mit der bekanntermaßen schlechten Behandlung des sozialistischen Verbrauchers zu tun hat. So richtig lustig finde ich (als Zonenkind) das allerdings erst seit ’89 :P
    Übrigens: Dein Avatar schielt für mich immer mächtig nach aussen …

  10. Hallo Alufolie,

    das innen gefrorene und außen verbrannte Fischstäbchen ist auch statistisch ungenießbar und sollte in jeder Statistik auch als solches auftauchen. Wird dagegen nur die “mittlere Tempereratur” ermittelt und in eine Genießbarkeitsskala “umgerechnet”, könnte das Fischstäbchen doch noch eine Chance haben. Das Problem ist also nicht die Statistik sondern die Übertragungsfunktion Temperatur -> Geschmack.

    Brauchst Dich für die Belehrung auch nicht zu bedanken.

  11. Man freut sich doch immer über Statistiken und Berechnungen, die einem das schlechte Gewissen nehmen und man ganz rational in jede Diskussion einwerfen kann, stimmt’s?. Und da die meisten durch die Komplexität nicht wirklich nachprüfbar sind (z.B. auch gern zitiert, ob Mehrwegflaschen wirklich umweltfreundlicher sind), reicht die Tatsache, dass es ja sein KÖNNTE, als Rechtfertigung. Oder: Einfach mal weniger Wasser ge-, ver- oder zerbrauchen (ist doch völlig egal.).

  12. Hey Gefrierbeutel,

    du hast ja selber den Grund gefunden weswegen (meiner Ansicht nach) Statistiken nur bedingte Aussagefähigkeit haben, es kommt drauf an wie man sie auslegt… sieht man ja bei jeder Wahl in den Bundesländern (Nur 2% Verlust ist für uns ein Gewinn und mit 18% sind wir ja wohl die deutlichen Wahlsieger… bla bla bla…)

    Hey HevoB,

    das mit den Müllverbrennungsanlagen ist ja ganz nett, ich favorisiere diese sogar wenn man die thermische Enegie ordentlich in Strom oder so umwandelt. Leider gibt es da ein kleines Problem, und ich meine jetzt nicht tausende von Genehmigungsverfahren bei denen man sich um die Anstreichfarbe vom Fahrradunterstand streitet.

    Es ist einfach so das Kunststoffe recht energiereich sind (sind ja aus öl) und die Verbrennungsanlagen dafür nicht ausgelegt sind, also diese Energie ordentlich zu verwerten…

    Dabei könnte man 80% der Kunststoffe der Welt durch Polylignin (Holzstoff) ersetzen und bräuchte dafür nur den Abfall (Sägespäne, Randstücke, putzige bretter und der krimskrams) von Sägewerken. Aber das Öl ist derzeit wohl noch zu billig.

    Und schon wieder schreibe ich zu viel gedöhns…

    lg

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