Kolja Reichert von der Lesedüne hat für die Tagesspiegelserie “Kunst und Geld” MichaEbeling, Anselm Neft und Spider interviewt:
Wie Berliner Lesebühnen-Autoren sich über Wasser halten. Drei Selbstauskünfte
Immer mehr Menschen können sich nicht mehr auf sichere Erwerbsverhältnisse verlassen. Die Soziologie spricht vom „Prekariat“. Sehen Sie sich als Prekarier?
MICHA EBELING: Das klingt nach römischen Legionären.
SPIDER: „Hast du einen Prekarier-Nachweis?“ (lacht) […]
[…]
Sollte der Staat Künstler und Denker finanzieren, damit sie nicht arbeiten müssen?
EBELING: Nein, alle, die nicht arbeiten wollen. […]
NEFT: Ich würde noch einen draufsetzen. Einige, die jetzt Arbeit haben, schaden dem Staat mehr als die Arbeitslosen. Ich war zweieinhalb Jahre Unternehmensberater. Da wird man mit Zügen, Autos und Flugzeugen in der Gegend herumgeschickt, um anderen Firmen Beratungsleistungen aufzuschwatzen. Die Firma zahlt am Ende meist wesentlich mehr als ausgemacht, entlässt 20 Prozent der Arbeiter und hat ein neues Softwareprodukt, das auch nicht viel besser ist als das alte. Deine Firma hat was verdient, aber der Gesamtwirtschaft ist damit nicht genutzt. Das ist oft sogar eine schädliche Tätigkeit.
(Tagesspiegel 18.8.06)
Ich reite da immer wieder mal drauf rum, warum also nicht auch in meinem Weblog: Es ist doch irgendwie … befremdlich, dass man auf die Aussage “Ich schreibe Geschichten” (mittlerweile vielleicht auch auf die Aussage “Ich baue Getreide an”) so oft die Frage “Kann man denn davon leben?” oder “Aha. und wowon lebst du?” zu hören bekommt.
Wenn man dagegen sagt: “Ich schreibe Werbung/handle mit Waffen/handle mit Geld/schmeiße Leute raus” wird verstehend genickt und ein gutes Gehalt für selbstverständlich erachtet.
Komische Welt. Und kaum jemand wundert sich.
Da kann ich nur den Text des Abschlussliedes der Brauseboys einfügen:
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Weil wir nicht tanzen können wackeln wir nur mit den Knien
Das tun wir voller Überzeugung auch wenn es doof aussieht
Gucken angestrengt auf den Zettel von dem wir lesen tun
Du lauschst den Worten, siehst uns an und fragst Dich
Könn’ die eigentlich davon leben, vom singen und lesen
Das ist doch ein Unding, jeah
Wir sind nur Kurzgeschichtenvorleser, wir lesen doch nur ab vom Blatt
Wir schreiben doch nur unsre Ideen auf, die hoffentlich kein anderer hat
Wir lesen Texte über Schimmel und Geschlechtsverkehr
Mach das mal bei Omas Geburtstag, die kennt dich dann nicht mehr
Doch wenn wir das hier machen, brauchen wir das Bier nicht zu zahl’n
Und mit den sieben Euro könn wir dann zu Hause prahl’n
Mutti guck her, ich bin ein reicher Geschichtenvorleser
Wir sind nur Kurzgeschichtenvorleser, ihr hört uns zu, das finden wir schön
Ihr seht so unglaublich attraktiv aus, ja sagt mal: Wollt ihr mit uns gehen?
Ihr wünscht Euch einen Traummann, der muss humorvoll sein und was im Schädel haben
Hört auf zu suchen, wir sind hier
(Gitarrensolo)
Wir sind Dein Traum, wir sind Dein Wunsch, sind Deine Fantasie
Wir waschen ab, Pullern im sitzen und widersprechen nie
Du kannst uns mit nach Hause nehmen wo wir dann alles tu, uuhh
Wir sind nur Kurzgeschichtenvorleser, sind attraktiv und sind auch noch frei
Und wenn Ihr heute Abend nach Haus geht, dann wären wir gerne mit dabei
Wir sind nur Kurzgeschichtenvorleser, wir wollen gar nichts anderes sein
Wir wollen Doch nur, dass ihr uns zuhört, dann sind wir nicht mehr so allein
(Rumheulen, yeah…)
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Damit ist alles gesagt.
Hallo lieber Volker,*
kannst du bitte Link zu dem Artikel von Kolja nochmal neu setzen? Ich glaube der funktioniert nicht!
Paul vom Slam the Pony.**
* ganz bestimmt lieb!
** Damit du auch Besuch von Leuten bekommst, die nach Paul vom Slam the Pony suchen!
Hallo Paul, wenn ich da drauf klicke, funktonierts. Vielleicht mal kräftiger auf die Maustaste drücken ;-)