Weblog & Podcast von Volker Strübing

Ironie

Datum: 13.11.06
Kategorien: Schnipselfriedhof, Zumutungen

(Zürich, Internetcafé)

Es ist aber auch verdammt schwer, es mir Recht zu machen! Der Sinn eines Weblogs, na, sagen wir der Sinn der meisten Weblogs ist es, gelesen zu werden. Eigentlich sollte ich mich also sehr darüber freuen, dass in den letzten Tagen die Leserzahlen des Schnipselfriedhofs einen Satz nach oben gemacht haben, nachdem eins meiner Postings vom Handelsblatt-Blog und von Spreeblick erwähnt und verlinkt wurde (vielen Dank dafür übrigens an dieser Stelle und herzliche Grüße!), nur … so ganz glücklich bin ich damit jetzt auch nicht. Wäre mir wahrscheinlich lieber gewesen, das wäre zum Beispiel diesem Beitrag so ergangen.

Im besagten Posting ging es um ein unangenehmes Zusammentreffen mit einer Journalistin und seit die Besucherzahlen so hoch gingen (für Schnipselfriedhofverhältnisse), nehme ich an, dass die Frau es auch irgendwann lesen wird, zumal das Handelsblatt-Blog seiner Thematik wegen (es geht um Journalismus) sicher von vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen gelesen wird. Wenn sie selbst das liest, wird sie entweder wütend sein oder verletzt oder es ist ihr peinlich. Und da mein eigener Ärger inzwischen längst verraucht ist und ich die Sache für mich in die Schublade „Kann man mal erzählen, wenn am Kneipentisch lustige Anekdoten mit Journalisten zum Besten gegeben werden“ einsortiert habe, wäre es mir beinahe lieber, wenn sie wütend wäre.

Vorhin – ich saß in einem Café in Schaffhausen, hatte eine dreiviertel Stunde Aufenthalt und freute mich gerade, dass ich mal wieder ohne Ausweis über die Grenze gekommen war – bekam ich einen Anruf von einer Frau vom WDR. Ich war sehr froh, ihn unter Hinweis auf mein ausländisches Netz schnell abwürgen zu können. Ich weiß es nicht (ich hab damals den Namen nicht mitbekommen), aber es kann natürlich sein, dass das sie war. Sie will mich Mittwoch noch mal anrufen. Jetzt grusele ich mich davor, dass sich heraustellt, dass sie eigentlich total nett ist, nur an dem Abend … naja, komisch drauf und wirklich von dem Wunsch erfüllt, etwas für mich zu tun (und natürlich hat sie auch vollkommen Recht: Beiträge im Radio oder Fernsehen SIND für jeden freischaffenden Künstler wichtig – und wenn ich Zeit gehabt hätte, hätte ich ihr auch sofort zugesagt).

Jedenfalls hat dieses Zusammentreffen mit dem Umweg über mein Posting nun doch noch zu mehr „Reichweite“geführt, wenn auch nicht so, wie sie sich das gedacht hat und auf eine Art, die mich nicht unbedingt Luftsprünge vollführen lässt. Vielleicht hätte ich die Warnungen vor der Bloggerei nicht ignorieren und glauben sollen, ich könne damit umgehen …

Na, mal sehen.

7 thoughts on “Ironie

  1. ix würd mir da keine sorgen machen.

    ix hab die erfahrung gemacht, dass leute denen man inner öffentlichkeit ans bein pinkelt auf genau zwei arten reagieren: sie outen sich als tatsächliche spacken die sich über kleinigkeiten irre aufregen können und auf deren bekanntschaft und einfluss man getrost verzichten kann oder als angenehme menschen die einen kleinen wutausbruch als solchen erkennen und denen man so durch ein kleines kuddelmuddel ein bisschen näher gekommen ist und froh drum ist.

    so oder so ist das was hinten raus kommt klüger. und nochmal besten dank für den „fleischsalat“.

  2. Lieber Volker!
    Ich nehme auch stark an, daß die WDR-Dame, die Dich angerufen hat, die nette Dame vom Slam ist. Und die ist nun richtig nett. Und in Bezug auf die Sache im RAW, da denke ich immer noch, daß das eine Verrückte war. Soweit ich das mit meinen bescheidenen Erfahrungen sagen kann, gibt es immer mal wieder irgendwelche Freien Journalisten, die was Tolles suchen um das dann VIELLEICHT mal beim WDR zu verkaufen. Und solche Leute verhalten sich dann exakt so wie diese Frau. Unprofessionell, aufdringlich und frech. Du hast alles richtig gemacht.
    Micha

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