Oder sind wir etwa alle “Personen mit Migrationshintergrund”?
Apropos: “Personen mit Migrationshintergrund”! Wer hat sich eigentlich diese nach Mottenkugeln riechende 80er-Jahre-Political-Correctness-Scheiße ausgedacht? Als könnte man Ausländerfeindlichkeit – sorry! Personenmitmigrationshintergrundfeindlichkeit durch sperrige, alltagsuntaugliche, bürokratische Formulierungen bekämpfen! Die meisten “Deutschen türkischer Herkunft” bezeichnen sich selbst als Türken. Ein Schwabe, der in den Prenzlauer Berg zieht, wird dadurch noch kein Berliner (wobei es hübsch wäre, wenn sich ein zugezogener Schwabe als “Person mit Migrationshintergrund” bezeichnen würde :-). Ich lebe in der Bundesrepublik Deutschland und bleibe trotzdem Ostler.
Ist doch auch alles kein Problem, oder? Solange man kein Werturteil damit verbindet …
Ich gehe gerne in chinesische, italienische oder aldebaranische Restaurants unf fände es sehr merkwürdig, wenn da auf einmal “Deutsche Küche mit Migrationshintergrund” drüber stehen würde.
Volle Zustimmung. Der Begriff hat in der Sozialwissenschaft sicher seine Berechtigung…z.B. zur Analyse von Schulzeugnissen und Bildungschancen. Aber das war es auch…ein Fachbegriff.
Ich hatte mal nen netten Kollegen. Der wär für mich Türke. Ich habe nicht vorher gefragt welchen Pass er hat. Oh…deutsche Staatsbürgerschaft…na dann bist du Migrationshintergrundsdeutscher.
Und der Schwabe im Prenzlberg? Der ist Prenzlberger. Hier wohnen doch kaum noch Berliner ;-)
Paul: “Und der Schwabe im Prenzlberg?”
Richtig heißt es “in Prenzlauer Berg.”
Kompliziert wird es nur dadurch, dass “Deutscher” oder “Ausländer” eben auch ganz klare rechtliche Konsequenzen hat, z.B. ob man wählen darf, ob man verbeamtet werden darf usw. (Im Gegensatz zu “Ostler”)
“Der is für mich n Türke.” – So einfach kann man sich es ja auch nicht machen. Wenn jemand hier geboren ist, deutsche Staatsangehörigkeit hat, und die einzige Verbindung zur Türkei der Name und die Familie ist, dann wäre eben sprachliche Phantasie gefordert, die relativ präzise Formulierung “Deutscher mit Migrationshintergrund” treffend, knapp und unbürokratischklingend zu formulieren. “Ausländerfeindlichkeit” ist übrigens ein typisch deutscher Begriff. Fremdenhass (Xenophobie) trifft die Sache wohl auch genauer, da es sich eben nicht um Ausländer, sondern um das Fremde im Anderen geht.
Klar, ich hab’s mir ein bisschen einfach gemacht. Ist eher ne Polemik, als ein sachlicher Beitrag.
Dan: “…dann wäre eben sprachliche Phantasie gefordert, die relativ präzise Formulierung “Deutscher mit Migrationshintergrund” treffend, knapp und unbürokratischklingend zu formulieren.”
Ja, das wäre einen Versuch wert. Allerdings ist es fraglich, ob die Betroffenen das Fantasieprodukt als Bezeichnung akzeptieren würden.
In Behörden und vor Gerichten hat der Begriff “P.m.Mhg.” auch seine Berechtigung. Aber doch nicht in der Öffentlichkeit!
@ Paul
Ach, sind jetzt Künstler keine Berliner mehr? Ist der Prenlauer Berg gar die Vatikanstaatentsprechung für Künstler, Paul? Paul…? Wer ist eigentlich Paul?
“Die meisten ‘Deutschen türkischer Herkunft’ bezeichnen sich selbst als Türken”
Mag ja sein. Aber ich bin ‘Deutscher eritreischer Herkunft’. Duetscher mit Migrationshintergrund klingt doch einfach nur bescheuert. In Eritrea bin ich der aus Deutschland und in Deutschland der aus Eritrea. Ich finde man sollte die doppelte Staatsbürgerschaft einführen, dann hätten wir keine Probleme mehr.
“Die meisten “Deutschen türkischer Herkunft” bezeichnen sich selbst als Türken.” – das habe ich einfach nur so behauptet. Vielleicht ist das totaler Quatsch.
Ich weiß nicht, ob alltagstaugliche, nicht vereinfachende und nicht diskriminierende Bezeichnungen für bestimmte Personengruppen möglich sind. Eher nicht. Schon indem man jemanden einer Gruppe (den Deutschen, den Ausländern, den PmMhg, den Schwulen, den Poetry Slammern oder was weiß ich ;) zuordnet, reduziert man seine Persönlichkeit auf ein kleines Merkmal. Aber ohne Schubladen geht’s halt auch nicht.
Fremdenfeindlichkeit ist für mich, wenn ich die mir völlig fremde Person hasse, mit der ich gerade an einer Kundenhotline zu tun hatte ;-)
Das mit den Türken trifft schon auf viele zu. Ist aber problematisch zwischen zwei Kulturen hin und hergerissen zu sein. Dann kommt es zu so doofen Begriffen wie Deutsch-Türke oder so. Vielleicht einfach von der faktischen Staatsangehörigkeit ausgehen…oder fragen.
Ohne Schubladen geht’s nicht. Aber pauschal irgendwelche Mischschubladen zu nehmen, weil man politisch korrekt sein will ist blöd. Nur zu reduzieren ist auch blöd. Fazit: Eigentlich ist alles blöd.
“Vielleicht einfach von der faktischen Staatsangehörigkeit ausgehen …oder fragen. ” Wenn man erstmal miteinander redet, ist das sowieso kein Problem mehr.
Die PmMgh taucht aber oft in Zusammenhängen wie diesem auf: “Der flüchtige Täter wurde als Person mit Migrationshintergrund beschrieben”. Da isses natürlich schwer, nachzufragen …
“Fazit: Eigentlich ist alles blöd.”
Echt mal!
Ich finde wenn man die Menschen als Menschen behandelt ist es egal wie man wen wo einsortiert. Wie wäre es diese Einordnung jeden einzelnen treffen zu lassen? Einer mag sich trotz deutschem Pass lieber als Türke sehen, einer als beides, einer als Deutscher. Die Rechtsbegriffe sollen den Behörden und Juristen vorbehalten bleiben. Und Fremde? Naja….mir ist Bayern ist fast fremder als Kreuzberg :-)
@Prenzlberg
Ich weiß wie es richtig lauet, ich wohne ja hier. Ich finde hier leben soviele Nichtberliner…überall Dialekte :-)
Also, ich bin ja auch ein Deutscher mit Migrationshintergrund, ich bin nämlich auf Gibraltar geboren, damit Brite und erst seit meinem vierten Lebensjahr in Deutschland. Da ich zur Schule gegangen bin, macht mich das zum BILDUNGSINLÄNDER (hab ich gestern gelernt), was gut ist, da ich ohne Schule schnell zu einem Menschen MIT BILDUNGSFERNEN HINTERGRUND hätte werden können…
Dieser politisch korrekte Mist lässt einen doch erschaudern… Vor allem, weil die Betroffenen das selbst meist gar nicht wollen, diese Umschreibungen!
Wir bekommen langsam amerikanische Verhältnisse, wo Behinderte entweder MENTALLY oder BODILY CHALLENGED sind. Witzigerweise diskriminieren die Politisch Korrekten diese Menschen über einen Umweg, da sie sie unbewusst aus der Gesellschaft ausgliedern und ihnen einen Sondersonderstatus zuweisen, den sie nicht wollen. Respekt: ja, Rücksichtnahme: Unbedingt! Aber auch ein wenig Vernunft, bitte!
“Menschen als Menschen behandeln”. Schön und gut. Die Frage ist doch aber, welchen Umstand man in welcher Situation bezeichnen will. Wie man jemanden am Kneipentisch oder im Freundeskreis bezeichnet, ist doch völlig irrelevant für diese Frage. Wenn man also z.B. auf die Personen hinweisen will, die durch sprachliche, religiöse u.ä. Differenzen ausgelösten Probleme betroffen sind, ist es eben Quatsch, von “Ausländern” zu sprechen, eben weil es meistens gar keine Ausländer sind, sondern Deutsche in der zweiten oder dritten Generation. Vielleicht lohnt sich in solchen Fällen wirklich mal ein Blick über den großen Teich, wo sie viel mehr Erfahrungen mit Migration und Integration haben.
hallo volker, wir hatten uns in münchen kennengelernt. früher war ich türke, jetzt bin ich deutscher mit enthnisch-anatolischem-emigrationshintergrund. klar, türke war irgendwie einfacher. früher war es auch auch einfacher moslem zu sein. da wurde ich immer nur gefragt ob ich schweinefleisch esse, jetzt werde ich gefragt, wo denn mein sprengstoffgürtel ist. ich sage dann immer : “ach, hab ich wohl in der u-bahn vergessen” !
frohes fest und herzliche grüße aus aachen. necip
Ich glaube, es ist korrekter, “Migrationshhintergrund” zu sagen, als sich wider besseren Wissens auf “Türke” festzulegen, um dann ein erbostes “Ich bin Afghane/Perser/Iraner(etc.) du Arschloch/Spast/Hurensohn” zu Gehör zu bekommen.