Ich habe zwar dieses Weblog und bin bei Facebook, aber eigentlich bin ich sowas von Web 1.0, das gibts gar nicht. Der Schnipselfriedhof ist vor allem eine bequeme Möglichkeit Texte zu veröffentlichen, viel bequemer als das früher auf meiner Website ging, wo ich mit HTML und FTP rumfuhrwerken musste, wozu ich in der Regel zu faul war.
Aber zur Idee von Blogs gehört ja auch die “Blogosphäre”, die Vernetzung untereinander, die Bezugnahme aufeinander, der gegenseitige Austausch. Und genau damit habe ich meine Probleme. Ich fange nur an zu schreiben, wenn ich irgendwas erzählen oder zeigen oder einen blöden Witz machen will. Ich möchte mein Zeug veröffentlichen und damit basta. Wenn ich einen schönen Artikel in einem anderen Blog lese oder ein tolles Video auf Youtube, dann freue ich mich darüber, aber ich komme nicht die Idee, einen Link beim Schnipselfriedhof zu posten – es ist dieses alte Verständnis: Wenn ich was veröffentliche, dann muss es doch was Eigenes sein.
Dabei weiß ich doch, wie ich mich freue, wenn jemand einen Artikel oder ein Video von mir verlinkt; der Schnipselfriedhof und Kloß und Spinne wären schon längst eingeschlafen, wenn sie nicht durch solche Empfehlungen Leser und Zuschauer gefunden hätten, die mich motivieren, damit weiterzumachen. Das allein sollte doch Grund genug sein, mich selbst ein bisschen mehr in dieser Hinsicht zu betätigen, statt eine “soziale Sackgasse” zu betreiben.
Es gibt zwar eine Blogroll, aber die ist seit Ewigkeiten nicht aktualisiert worden. Seit bestimmt zwei Jahren nehme ich mir vor, diese mal zu pflegen, um ein paar schöne Blogs zu erweitern und dafür Sachen rauszuschmeißen, die gar nicht mehr aktuell sind, aber dann ist gleich der nächste Gedanke: “Och neeee, heute nicht …” Ich glaube auch nicht, dass ich mich innerhalb der nächsten Wochen dazu durchringen kann.
Oft schaffe ich nichteinmal, die Kommentare unter meinen Beiträgen zu kommentieren, obwohl ich sie immer lese und mich – vor allem natürlich über die positiven – sehr darüber freue.
Ich fühle mich einfach mit der “Content-Produktion” ausgelastet und fürchte die Zeit, die eine stärkere Beschäftigung mit den sozialen Aspekten des Internets mich kosten würde. Vielleicht sollte man für Leute wie mich unsoziale Netzwerke entwickeln. Facebook ohne Freunde, das wäre vielleicht ne Marktlücke.
Aber ich habe mir jetzt etwas vorgenommen: Ab und zu einen Lese- oder Gucktipp unter meine Beiträge zu setzen. Irgendetwas, was mir an dem Tag aufgefallen ist und gefallen hat, ganz egal, ob es auch nur den geringsten Bezug zu dem von mir Geschriebenen gibt.
Ich fang gleich mal an:
Vorschläge zur Überwindung der durch den Dioxinskandal ausgelösten Probleme in der Landwirtschaft von Jakob Hein.
Verstehe ich sehr gut und handhabe ich ähnlich. Trotzdem danke für den Linktipp.
(Ich versuche auf meiner Facebook-Seite zum Blog hin und wieder auf Interessantes woanders zu verweisen, von dem ich irgendwie das Gefühl habe, dass meine Leser auch daran Freude haben könnten, es aber irgendwie auch nicht in mein Blog passt.)
Das ist ein sehr begrüßenswertes Vorhaben, auch wenn mir dieses Blog noch nie als “soziale Sackgasse” erschienen ist.
Zum Kontext des verlinkten Artikels passen diese Ausführungen Hagen Rethers über den Zynismus des Fleischkonsums sehr gut: http://www.youtube.com/watch?v=sHNY1Xt-Y-o
Aber Hagen Rether ist ja auch sonst sehr gut.
“Soziale Sackgasse” natürlich nur in Bezug auf die Blogosphäre. Selbstverständlich biete ich alten Omis in der Bahn einen Sitzplatz an und so (wenn ich mich nicht gerade selber wie eine fühle).
Hui, die Identifikation mit diesem Blog (welches allein wohl schwerlich einen Sitzplatz in der Bahn benötigt oder diesen gar alten Omis anbieten könnte) ist anscheinend sehr stark. :-)
Etwas weiter gedacht würde ich es gar nicht mehr Sackgasse, sondern eher Filter nennen. Und ich als Leser bin dann froh, wenn hier Neues (frisch aus der “‘Content-Produktion'”) erscheint – und nicht das, was man schon zweidrei mal woanders gelesen hat. (Bei vollständig symmetrischer Reziprozität gäbe es ja überall nur dasselbe (naja, vielleicht noch: das Gleiche) zu sehen.) Deshalb bin ich froh um filternde “Sackgassen”, die eben so gut On- wie Offline-Erfahrungen verarbeiten, das daraus direkt etwas ganz neues entsteht.