Robert Weber hat einen sehr guten, themenbedingt aber auch sehr schrecklichen Text über Michaels letzte Tage geschrieben:
(…) Morgens, mittags, abends: Antibiotika gegen Entzündungen, Tavor gegen die Angst und Morphiumkapseln gegen den Schmerz. Wenn das nicht ausreicht, noch eine Spritze zusätzlich.
„Das er nicht loslassen kann, liegt an Ihnen“, sagt die Schwester am Morgen zu seiner Freundin. „Das macht es ihm schwer.“ (…)
Und wer Michael Stein nicht kannte, der sollte unbedingt Bovs Bjergs Nachruf lesen. Wer ihn kannte natürlich auch:
(…)Ich glaube, er war bei den Kollegen beliebter als im Publikum.
Wenn etwas beim Publikum zu gut ankam, hörte er damit auf. Der Erfolg war ihm verdächtig, jedenfalls wenn er selbst ihn hatte.
Er verprellte mit steilen Thesen, rassistisch, sexistisch, antisemitisch. Speaker’s Corner.Der Schoko-Laden verhängte ein Hausverbot gegen ihn. Wir verlängerten das Mikrofonkabel und reichten das Mikro zum Fenster hinaus. Draußen auf dem Gehweg stand Stein, die Nase am Fenster, und predigte. (…)
Von Falko Hennig erschien ein kurzer Nachruf in der Berliner Zeitung:
Jahrelang kämpfte er in einer Art S-Bahn-Kabarett mit den Kontrolleuren der BVB, wurde er um den Fahrausweis gebeten, sagte er: “Ich bin Buddhist und Sie sind eine Illusion!”, um erst nach dem langen Gespräch seinen Fahrkarte zu zeigen. Er war ein besonderer, einmaliger Grenzgänger, umgänglich und leutselig, kompromisslos bis zum Starr- und Wahnsinn.
Und Heiko Werning schreibt:
Und schon wieder praktische Probleme, das hört ja mit dem Tod nicht auf. Stein liegt irgendwo da unten im Saarland. Das ist für viele Saarländer sicher ein guter Ort, aber Stein gehört, zumindest nach dem Wunsch der ihm Nächststehenden, nach Berlin. Das scheint ein finanzielles Problem zu sein, ein erhebliches wohl, und Stein hat offenbar wenig Sorgfalt darauf verwendet, für eine gesicherte Rückführungsfinanzierung zu sorgen. Die Reformbühne am kommenden Sonntag wird, wenn ich das gerade richtig einschätze, alle Einnahmen an Steins Nächste weiterleiten. Und wer möchte, kann auch noch auf das Salbader-Konto unter dem Stichwort “Stein” spenden, Andreas Scheffler leitet das Geld dann ebenfalls getreulich weiter.
Sonderkonto Scheffler und Winter
Stichwort: “Stein”
Postbank Berlin, Kto.-Nr. 451948-101, BLZ 10010010