Weblog & Podcast von Volker Strübing

Wie schwer eine Last ist, hängt von der Länge des Hebels ab, an dem man sitzt

Datum: 25.08.10
Kategorien: Sonst so

Deutschland ist ein Steuerparadies, so stand es neulich bei Spiegel Online. Zumindest für die, die nicht das Pech haben, zu den bestverdienenden 10% der Deutschen zu gehören, denn diese bedauernswerten Menschen müssen gut die Hälfte der Steuern zahlen. Das ist Futter für die nächste Neiddebatte, auch wenn, ebenfalls laut Spiegel, die reichsten 10% über 60% des gesamten Vermögens besitzen und nur 1% sogar 25% ihr Eigen nennen können.
Dankenswerterweise geht der Artikel auch darauf ein, dass es ganz anders aussieht, wenn man nicht nur die Steuern betrachtet, sondern auch Abgaben und Krankenversicherung: “Damit wirken die Sozialabgaben, deren Aufkommen sich auf mehr als 380 Milliarden Euro pro Jahr summiert, vor allem für Normalverdiener wie die eigentliche Steuer. Wer 30.000 Euro pro Jahr verdient, muss gut 20 Prozent von seinem Gehalt für Krankenversicherung und Co. aufbringen. Bei einem Bestverdiener mit einem Jahreseinkommen von 300.000 Euro schrumpft dieser Anteil auf weniger als vier Prozent. Echte Peanuts also.”
Was die Steuern angeht, könnte man natürlich argumentieren, dass die Bestverdienenenden selber schuld sind, wenn sie, beispielsweise als Manager eines Textil- oder Lebensmitteldiscounts, die Lohnkosten minimieren, um den eigenen Lohn zu erhöhen – und damit Steuerlast von unten nach oben umverteilen, diese verkappten Sozis!

(VS)

Nachtrag, 26.8.: Sehr lesenswerter Atikel auf den NachDenkSeiten (danke nils!): “Zur ganzen Wahrheit gehörte auch, dass die Einkommensteuern nur rund ein Drittel […] der staatlichen Steuereinnahmen ausmachen. Daneben stehen die indirekten Steuern, also die Mehrwertsteuer, die Mineralöl- oder die Tabaksteuer.[…] Die indirekten Steuern machten 1990 noch etwa 40 Prozent des Steueraufkommens aus, seit der Jahrtausendwende liegt ihr Anteil bei etwa der Hälfte der gesamten Steuereinnahmen. Indirekte Steuern treffen aber – bezogen auf das verfügbare Einkommen – weniger die hohen Einkommensbezieher, sondern eher die niedrigen und Mittleren Einkommen, die ganz oder zum allergrößten Teil für die alltägliche Lebensführung ausgegeben werden (müssen).”

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