Hannover kennen die meisten Menschen ja nur aus Nils Heinrichs gleichnamigem Lied. Bestenfalls wissen sie noch, dass die Scorpions und Gerhard Schröder dorther kommen und die Stadt wegen der Expo, die keinen Menschen interessiert hat, zeitweise unter akutem Größenwahn litt.
Meine Hannover-Erfahrungen beschränkten sich bisher darauf, dass ich die Stadt bei einer grausligen Tramptour nach Amsterdam dreimal komplett umrundet habe, was mich über 12 Stunden kostete. Ich brauchte die Stadt gar nicht zu betreten, um sie zu hassen … immerhin ist ne schöne Geschichte dabei rausgesprungen, die ich mal online stellen müsste, wozu ich aber im Augenblick zu faul bin.
Außerdem kenne ich den Hauptbahnhof vom Umsteigen. Für mich der zweitschlimmste unter den großen Bahnhöfen Deutschlands, gleich nach Kassel-Wilhelmshöhe.
Jetzt, nach drei Tage in dieser Stadt, muss ich mein Urteil revidieren. Ist überhaupt nicht schlimm. Naja … gibt schon schlimme Ecken, die Bahnhofsgegend zum Beispiel, aber zeigt mir eine Stadt mit schönem Bahnhofsviertel! Der beste Weg, Frieden und Freundschaft mit Hannover zu schließen, ist es, dort liebe Leute zu kennen, die einem die netten Orte zeigen. Wenn man dann noch zwei schöne Auftritte vor nettem Publikum hat, ist die Sache geritzt!
Am Donnerstag bin ich im Blub Blub Club aufgetreten, einer Mix-Show, die viel, viel besser ist, als der Name es vermuten lässt. Der BBC findet im Expo-Café der Hannoveraner Stadtwerke statt – ein ziemlich bizarrer Ort. Im Erdgeschoss befindet sich ein sehr schickes, teures Café und Restaurant, eine Etage darüber ein Großraumbüro der Stadtwerke. Von einer Galerie, die gleichzeitig als Wartesaal für das Großraumbüro dient (inklusive Wartenummeranzeigetafeln), kann man in das Café hinab schauen. So können die Hartz-IV-Leute, die vorsprechen, weil ihnen wegen unbezahlter Rechnungen der Strom abgestellt wurde, während des Wartens ein bisschen am gesellschaftlichen Leben der besseren Kreise teilhaben. Sehr merkwürdig.
Am Abend wurde das Büro umgebaut, alle Schreibtische wurden an die Seite geräumt und durch einen Vorhang verborgen, eine Bühne, Scheinwerfer, Stühle, Sofas, Lavalampen usw. wurden aufgebaut und dieser Raum, den ich bei meiner Ankunft noch in all seiner neonbeleuchteten Großraumbürotristesse gesehen hatte, in einen gemütlichen Auftrittsraum verwandelt.
Die Show am Abend bot viel Musik und Comedy und Travestie und Jonglage (noch’n Musiktip: http://www.sebastiankraemer.de/mp3/index.html – dann auf “Jongleure” klicken. Sorry ;-), ein Interview mit dem Gitarrenbauer Thomas Stratmann und zwischendrin ein paar Geschichten von mir. Zusammengehalten wurde das Ganze von Nico Walser und Wolfgang Grieger, alias Fischbrötchen 1 Euro. Schön war’s.
Und wer jetzt denkt, dass wir uns nach der Show beeilen mussten, um ins Bett zu kommen, bevor wir samt Bürgersteigen hochgeklappt werden (boh … was für ein ausgeleiertes Bild, wird Zeit da mal was neues zu erfinden …), der kennt Hannover schlecht!
Zugegeben, die ersten drei Kneipen,die wir besuchen wollte, machten gerade zu, dafür war die vierte, das Alexander, umso besser, vor allem, weil die Küche bis halb 3 geöffnet und Köstlichkeiten zu bieten hatte, mit denen nicht einmal das teure Expo-Restaurant konkurrieren konnte:
Wer errät, welches ich gegessen habe, wird von mir zu einem Hacksteak nach Wahl eingeladen, falls wir uns zufällig mal in Hannover über den Weg laufen. Hannoveraner sind von der Teilnahme ausgeschlossen.
Am Freitag fand die Lese- und Musikreihe “zetern statt zaudern” des Verlages zeter und mordio statt. Klein, gemütlich und sehr schön. Musikalische Gäste waren Jon Bon Deppe und Dean Marco. Die beiden haben Popsongs sehr eigenwillig ins Deutsche übersetzt und gesungen. Aus “The Kids Are Allright” wurde “Die Kinder sind alle rechts”, aus “Time After Time” “Zeit Arschloch Zeit”, aus “Hit Me Baby One More Time” “Schlag mich Kleinkind eins mehr Zeit”. Man hatte mir das schon vorher berichtet und ich war der festen Überzeugung, dass das spätestens beim dritten Lied langweilig würde. Wieder einmal geirrt. War sehr geil, weil die beiden verdammt gute Musiker und Sänger sind.
Für einen schönen Ausklang sorgten ein ausgiebiges Frühstück am Sonnabend und die Glühweinparty mit Livemusik in Thomas Stratmanns Gitarrenbauwerkstatt, zu der er mich eingeladen hatte und nach der ich mich angenehm bedüselt in den letzten Zug nach Berlin gesetzt habe …
Vielen Dank nochmal an Mirco, Maya, Nico und Wolfgang.
Jon Bon Deppe und Dean Marco sind nicht die einzigen, die Popsongs übersetzen. Sehr schön ist auch die Dekadance-Abspaltung “Die Rockys” (Hands up — Hände ab, Fight for your right to party — Zieh ins Gefecht für Dein Recht zu feiern).
Wondraschek, sag ich. Ich sag Wondraschek.
Ja, der Blub Blub Club ist wahrlich schön und Nico und Wolfgang auch hervorragende Gastgeber. Und dass Hannover nicht ganz so doof ist, wie immer behauptet wird (immerhin habe ich in dieser Stadt vier Jahre lang gelebt, und aus mir ist was geworden, haha), machen die letzten Worte meines Liedes ja deutlich.
Ich würde ja mitraten, wenn ich lesen könnte, was da jeweils für einzelne Zutaten zum Hacksteak gehören. Der Name allein war sicher kein Grund für Dich, eins auszuwählen. Ich kenn doch Deine Vorliebe für ausgefallene Zutaten.
michaE
hehehe.. ich habe 11 jahre dort gewohnt und es muss viel passieren damit ich die stadt wieder schön finde.. :)
lg
Venedig hat ein schönes Bahnhofsviertel. Ist natürlich doof, jetzt mit sowas zu kommen.
Nee … Wondraschek war’s nicht …
Und Venedig soll ja ohnehin ganz hübsch sein. Muss ich auch mal hin. Irgendwann. Aber nicht, wenn die da ihren komischen Karneval feiern.
hannover hat 14 brücken mehr als venedig!
grüße aus der weltprovinzstadt von nico
Freue mich über die positive Erwähnung hier und möchte übrigens auch von meiner Seite bestätigen, dass es ein netter Abend war, was zum Großteil Volkers erfrischenden Geschichten zuzuschreiben ist.
Dass es noch andere mit ähnlichem Programm gibt, stimmt sicher. Ich hörte auch mal von den “Deutschmachern” aus Bremen. Immerhin bin ich seit 11 Jahren mit dem Kram unterwegs (um dem Vorwurf entgegenzuwirken, ich hätte irgendwo abgekupfert). Das hat also Bestandsrecht, finde ich. :-)
Gruß von Jon Bon
Hallo…also ich bin jetzt hier in hannover seid letztes jahr oktober….und ich komme vom NIEDERRHEIN…und da sind schon alle ziemlich stur..aber HIER? die leute hier müssten stur mit zweitem vornamen heissen!…ich möcht hier niemanden beleidigen…aber hier lernt man keinen kennen und wenn man einen kennen lernt wünscht man , ihn am liebsten nicht kennen gelernt zu haben…