Ich suche Menschen, die mit mir eine Selbsthilfegruppe für Leute gründen, die sich ebenfalls den Meniskus verletzt haben, als sie nachts durch ein Fenster in eine medizinische Fußpflegepraxis eingestiegen sind. Bitte meldet euch, ich kann doch unmöglich der einzige sein, dem das passiert ist!
Aber immer langsam mit den jungen Pferden, bzw. alten Gelenken, lasst mich meine Geschichte erzählen …
Die letzten Tage (abzüglich Sonntag und Montag, die ich mit Kniekühlen, Humpeln, Bubble-Shot-Spielen und Fernsehen verbracht habe) waren für mich ziemlich aufregend und sehr schön. Am Donnerstag war ich in Dortmund zu Gast bei der Lesebühne LMBN, die normalerweise in einem Club vor lumpigen 400 Leuten auftritt, aber einmal im Jahr ins Westfalenstadion umzieht. Da Westfalenstadion heißt offiziell “Colgate Innova Park” oder so, irgenddwas mit einer Zahncreme jedenfalls und ist mit 80.720 Plätzen das größte Stadion Deutschlands. Normalerweise wird hier Fußball gespielt, und ich finde es sehr löblich, dass dieser Ort endlich einer sinnvollen Bestimmung zugeführt wurde. (Na gut, man kann sich streiten. Mischa fragte mich, ob denn das was wir tun so sinnvoll sei.) In einem Block war eine Bühne und eine Leinwand aufgebaut, denn normalerweise zeigen sie im Sommer dort Filme.
(Vor dem Einlass. Auf der Leinwand lief dann später auch ein Kloß-und-Spinne-Film. Und einen Tag später die Premiere eines Tatorts der in Dortmund spielt. Ich habe ihn nicht gesehen, aber da es sich um einen Tatort handelt, gehe ich davon aus, dass mein Film schauspielerisch und überhaupt mehr geboten hat.)
Es kamen 600 Leute und es war ein super Abend. Obwohl der Kloß in mir behauptet, es sei der schlimmste Auftritt aller Zeiten gewesen, weil noch bei keiner Lesung 80.120 Plätze freigeblieben sind.
(Andy Strauß in Bademantel, Shorts und T-Shirts. Kenner zeigten sich etwas enttäuscht darüber, dass er so stockkonservativ gekleidet war; so kenne man ihn gar nicht.)
(Von links nach rechts: Mischa-Sarim Verollet, Andy Strauß)
(Fester Bestandteil von LMBN: Live-Paintings von Artur Fast. Echt cool!)
(Backstage: Sulaiman Masomi, Mischa-Sarim Verollet, Andy Strauß)
(Das fand ich super: Eine Händewaschanleitung. Oft steht man ja vor dem Waschbecken und weiß gar nicht, was man eigentlich machen soll.)
Am Freitag fuhr ich nach Köln, wo anlässlich der Gamescom ein Slam zum Thema Nerds stattfinden sollte und für die ich eine Geschichte geschrieben habe, in der ich die Verschwörung der wahren Nerds zwecks Errichtung der New Nerd Order (Projekt: Nerd Domination) enthülle.
(Ist es nun besonders nerdig oder das genaue Gegenteil, dass ich meine Geschichten meistens noch immer mit Füllern und Kulis in Hefte schreibe?)
Der Slam war allerdings nicht auf dem Gelände der Gamescom, sondern Teil des zur Spielemesse gehörenden Festivals in der Innenstadt – und zwar auf der Bühne des Kinderfernsehsenders Toggo … Unsere Begeisterung hielt sich sehr in Grenzen, als wir das herausfanden, zumal einige von uns vorher voller Selbstbewusstsein zur Hauptbühne des Festival gelatscht waren, nur um festzustellen, dass Kettcar sie uns an diesem Abend vor der Nase weggeschnappt hatte. Dann war auch noch das Essen hinter der Bühne alle, es gab kein Bier im Toggo-Backstage und nachdem Bob der Baumeister abgezogen und die Hüpfburg auf dem Platz vor der Bühne abgebaut war, blieben als Publikum nur ein paar vorbeihastende Leute mit Bierflaschen oder Burgern in der Hand (McDonalds war gleich neben der Bühne). 10 vor 8 saßen schließlich 10 Leute auf dem Platz, die auf den Slam warteten, 5 vor 8 waren es 12 … und als wir gegen Viertel neun anfingen schätzungsweise 200. Ein Kühlschrank mit Bier wurde nachgeliefert, neues Essen kam und es wurde ein richtig, richtig schöner Slam, auch wenn am Ende ein paar Besoffene nervten.
Nach dem ersten Stadionauftritt also auch meine Toggo-Kinderbühnenpremiere. Diese Reihe von spektakulären Auftrittsorten musste fortgesetzt werden, und was bot sich da mehr an, als ein Schuhladen in Friedenau? Als Wolf mich vor ein paar Wochen fragte, ob ich mitmachen wolle, sagte ich zu und ging selbstverständlich davon aus, es handele sich bei diesem Schuhladen um irgendeine hippe Bar, die früher einmal ein solches Geschäft beherbergt habe und sich nun noch voll ironisch so nenne. Aber nö: Es war wirklich ein Schuhladen, der “Ganzkörperschuh” (fragt mich nicht), der im Rahmen der Friedenauer Lesenacht zur Slam-Location wurde.
(Daniel Hoth. Einmal drinnen …)
(… einmal draußen.)
Was soll ich sagen: Voll war’s. Heiß war’s. Schön war’s. Und als Backstageraum stand uns die an den Laden angeschlossene Fußpflegepraxis zur Verfügung, und weil man durch den rappelvollen Schuhladen nicht hinter die Bühne kam, benutzten wir das Fenster zum Ein-und Ausstieg und irgendwie schaffte ich es dabei, das Bein ulkig zu verdrehen und mir das Knie zu vermurksen.
So. Das ist die Geschichte, nicht besonders dramatisch, oder? Wenn ich mich verletze, dann eigentlich immer, bei wirklich harmlosen Sachen. Zum Beispiel mit Rudern aufhören. Oder barfuß über einen Teppich laufen. (Wobei der Teppich freilich in einer Forschungsstation in der Arktis war und mir ein tonnenschweres Kamerastativ auf den Fuß geschmissen wurde.)
Am Sonntag hätte noch ein denkwürdiger Auftritt angestanden: Eine Art Mauer-Gedäcchtnis-Slam in der Kapelle der Versöhnung, aber den musste ich leider absagen. Mein nächster Auftritt ist am Freitag, und zwar – und das finde ich ziemlich passend- in einer Reha-Klinik ;)
(Wertvoller Ratschlag an alle Schnipselfriedhofsleser: Wenn ihr zur Fußpflege geht, nehmt um himmelswillen den Haupteingang!!! Gepflegte Füße nützen nichts, wenn man sie wegen zerschroteter Kniee nicht mehr verwenden kann!)
(Zum Schluss nochmal Andy Strauß. Der sitzt und steht immer so dekorativ rum; man muss ihn einfach fotografieren.)
(Volker Strübing)
Meniscus hab ich noch alles dran, geht auch n Bänderriß? Ist auch nicht bei nem Einbruch passiert sondern beim Sport. Nee, bist glaub ich der Einzige. Gute Besserung P.S. Können eine Bubble-Shot-Gruppe gründen. Spiel ich auch viel :)
Ach Mist, es gab einen Poetry Slam am gamescom-Freitag? Das nächste Mal muss ich mich genauer über das Programm informieren.
Aber eigentlich hört sich der Beruf des Autors mehr interessant als gefährlich an. Solange man bei Fenstern aufpasst. ;-)