Natürlich habe ich mir die von den Surfpoeten (aka „Liga für Kampf und Freizeit“) initiierte Demo zum 2.Mai, dem internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeitslosen angeschaut. Dabei habe ich mir gleich das von ihnen geforderte Recht auf Faulheit herausgenommen und bei einem Kaffee vor den Schönhauser Allee Arcaden darauf gewartet, dass die Demo bei mir vorbeikommt …
Tja, was soll ich sagen. Ahne hat eine sehr schöne Rede gehalten, die etwa 50 Demonstranten hatten gute Laune und die Welt wurde wieder einmal nicht verändert. Klar,das war abzusehen, und das ist auch noch lange kein Grund, es nicht zu versuchen, aber, naja, mal ehrlich, mehr als ein Spaß ist das Ganze eben doch nicht. Und das obwohl einige es durchaus ernst meinen und nicht nur schöne Parolen („Mein Freund ist Roboter!“), sondern auch Konzepte haben. Dennoch bleibt es – zumindest in der Außenwahrnehmung – wohl immer ein Spaßveranstaltung von Künstlern, Lebenskünstlern und Studenten für ihresgleichen. Das heißt ja nicht, dass es deshalb schlecht wäre.
Während der Zwischenkundgebung mit Reden und dem Gebet gegen die Arbeit vor den Allee Arcaden habe ich eine Gruppe von drei jungen – ich nehme an türkischen – Mädchen beobachtet, die die stehengeblieben waren, und sich das Spektakel – na gut, bleiben wir ehrlich: Das Spektäkelchen ;-) – angeguckt haben. Sie knatschten lautstark und mit einseitig hochgezogenen Oberlippen Kaugummi (Hm, kann man sich das bildlich vorstellen? Denkt einfach an die Billy-Idol-Flappe), die Arme verschränkt oder in die Hüften gestützt, die nackten Kinderbäuche nach vorn geschoben. Als sich die Demo wieder in Bewegung setzte, riefen sie „Faules Pack!“ und „Die sollen sich mal bloß verpissen!“ und verpissten sich ihrerseits in Richtung H&M. Ich selbst hatte mich abseits gehalten. Ehrlich gesagt, wäre ich mir komisch vorgekommen, da mit rumzustehen und das Gebet gegen die Arbeit entweder mitzuskandieren.
Neben mir standen zwei Männer Mitte zwanzig, entweder Studenten oder „Ich mach da grad so ein Projekt“-Menschen, die den Sinn der Demo genauso missverstanden hatten wie die migrationshintergründlichen Proll-Mädchen: „Böh, ich kanns nicht mehr hören, dieses ‘Arbeit ist Scheiße’“. Diese Interpretation der Forderungen hört man recht häufig und man muss natürlich sagen, dass die Surfpoeten diesem Missverständnis schon allein durch das Gebet großen Vorschub leisten. Ich tue mich deshalb auch schwer damit, mich in ihre 2.Mai-Demo einzureihen (bzw. lasse es einfach bleiben), obwohl ich eigentlich ganz ihrer Meinung bin.
So. Jetzt wäre der richtige Moment, um zu erklären, um welche Meinung es sich handelt, aber ich bin gerade zu faul. Vielleicht treibt dieser Bericht ja meinen geliebten Mitblogger zu einer Gegendarstellung und weiteren Ausführungen.
(Volker Strübing)
PS: Bin ich jetzt wenigstens der erste, der darüber berichtet?
Bin ich jetzt wenigstens der letzte, der das kommentiert?
P.S.: Ich tue mich deshalb auch nicht schwer damit, mich in die 2.Mai-Demo einzureihen (bzw. lasse es einfach nicht bleiben), obwohl ich eigentlich ganz meiner Meinung bin.
Auf unformation.de schreibt ein aufschwungsverliebter Daniel wenigstens ungeniert:
“Jetzt gerade liege ich auf meinem Balkon und unten auf der Straße laufen etwa 50 Menschen vorbei. Die “Demonstration” ist offensichtlich angemeldet, da etwa 20 Polizisten, deren Gehälter ich zahlen muß, Dompteur spielen und sich um die Umleitung des Straßenverkehrs kümmern müssen. Die Menschen sind mit Clownskostümen verkleidet, haben Rucksäcke mit Bier und Wodka dabei, skandieren “Kein Schweiß für Geld” und führen Transparente mit sich, auf denen “Kein Zwang zur Lohnarbeit”, “Mein Freund ist Roboter” oder “Gegen sinnlose Produkte” steht. Ich denke kurz darüber nach, was sie damit eigentlich aussagen wollen. Ergebnislos. Dann widme ich mich wieder meinem Buch. Ich bin zurück in Berlin.
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Tags 1.Mai, Berlin, Deutschland, Pöbel, Schleim, Verwahrlosung, Wirtschaft”
Echte Feinde sind immer besser als falsche Freunde!
Etwas eilig losmarschiert? Ich war um viertel zwei am angekündigten Startpunkt, aber nix!