Am Sonnabend war ich zum Open Air Slam in Konstanz eingeladen. Die Bühne war ein Garagendach neben einem Club in einem hässlichen Industriegebiet. Der Platz vor und neben der Garage war mit Sand aufgefüllt, es gab Liegestühle und sogar zwei klitzekleine Swimmingpools. Es war großartig! Vielleicht hätte man die Wände der umliegenden Lagergebäude noch mit Wellen, Delphinen und überfüllten Flüchtlingsschiffen (Entschuldigung) bemalen können, aber ansonsten gab’s nichts zu meckern. Es waren 300, vielleicht auch 400 Zuschauer gekommen, und die Stimmung war toll. Leider hat uns gegen Mitternacht die Polizei vom Strandparadies ins Innere des Clubs vertrieben und dort wurde es unangenehm. Vor allem wegen der Leute, mit denen man dann zu tun bekam. Da war ein Arschloch-DJ, der nicht einsehen konnte, dass die blöden Poeten jetzt in seinem Reich rummurksen und ein paar Bilderbuch-Security-Bodybuilder (ich finds immer wieder überraschend, wenn Leute irgendwelche Klischees zu 100 % erfüllen), die wahrscheinlich noch in 5 Jahren am Security-Stammtisch erzählen werden, dass sie mal bei einer Veranstaltung Ordner gemacht haben, bei der – Puhahahaha! – so’n paar Trottel GEDICHTE vorgetragen haben.
Ich hatte Glück bei der Auslosung und bin gleich als Zweiter rangekommen. Normalerweise ein doofer Startplatz, aber diesmal waren die zu bemitleiden, die am Ende dran waren und drinnen lesen mussten. Neben dem schlechten Ton und der schlechten Luft mussten sie gegen Gesprächslärm von der Bar ankämpfen und vor allem gegen ein paar Kumpels der Security-Truppe, von denen zwei irgendwann anfingen, die Leute am Mikro durch „Hör doch auf, du Arschloch“-Rufe zu … hm … stören wäre ein zu schwaches Wort …
Zum Glück sind sie da bei Etrit Hasler an den Falschen geraten. Es war unglaublich: Etrit, selbst eher schmächtig und klein, ist auf den Brüllaffen losgegangen, hat ihn ans Mikro gezerrt und zurückgebrüllt: „Los, jetzt sag, was du zu sagen hast, du Arschloch!“ Cool. Natürlich kam da nicht viel – er hat „Deutschland“ gerufen, die Arme hochgerissen und dann gesagt: „Ich gehe jetzt nach Hause und feiere Klinsmann. Und Euch nicht!“
Schade, dass es dem Typen wahrscheinlich nicht einmal peinlich war und er der Meinung ist, den blöden Studenten mal richtig die Meinung gesagt zu haben.
Klarer Sieger des Abends war Gabriel Vetter.
(geschrieben gestern im Zug)