Weblog & Podcast von Volker Strübing

Kein Aprilscherz: In 30 Minuten zum Erfolg!

Datum: 1.04.15
Kategorien: Lebenshilfe, Literatur / Lesebühne / Poetry Slam, Schreiben, Weltverbesserung

[1.4.2015, 12.01 Uhr]

Da das Schreiben von unterhaltenden und/oder literarischen Texten und Büchern und das Vortragen derselben zwar ein sehr leckeres Brot ist, aber auch ein hartes, eher dünnes und nur mit Margarine beschmiertes, habe ich beschlossen zum Zwecke nachhaltigen Erfolges einen Ratgeber zu schreiben, denn mit sowas hat man gute Erfolgsaussichten, insbesondere, wenn es sich einen Ratgeber handelt, der den Lesern verrät, wie sie Erfolg haben können.

Nein, keine Sorge, es wird kein „Machen Sie es wie ich, schreiben Sie einen Ratgeber“-Ratgeber, sondern einer, der ein echtes Problem angeht und eine (für mich zumindest) prima funktionierende Lösung vorschlägt. Und das beste: Bevor in einem Jahr, die auf 240 Seiten aufgeblähte Buchfassung für 16,90 erworben werden kann, kommen Sie, liebe Leserinnen und Leser schon jetzt und völlig kostenlos in den Genuss meiner geballten Lebenserfahrung.

Markus Freise, Comiczeichner und Slam Kollege, hat eine Lösung für das Problem vieler Freiberufler gefunden, nicht mit der Arbeit aufhören zu können.

Ich habe eine Lösung für das Problem vieler Freiberufler gefunden, nicht mit der Arbeit anfangen zu können. Die Methode mag aber auch für Nichtselbständige ihre Vorteile haben.


 Markus Freise hat eine Lösung für das Problem  gefunden, nicht mit der Arbeit aufhören zu können. Ich habe eine Lösung für das Problem gefunden, nicht mit der Arbeit anfangen zu können.


Sie ist super einfach, weshalb ich bisher noch keine Ahnung habe, wie ich die 240 Seiten füllen soll und darüberhinaus nicht begreife, wieso ich sie erst vor fast zwei Jahren entdeckt habe.

Irgendwann, das ist jetzt schon sehr lange her, entdeckte ich, dass mein ursprünglicher Plan, Künstler zu werden, um nicht arbeiten zu müssen (naja, und von wegen Selbstverwürklichung und so und weil die Welt meine Texte braucht etc.) gründlich schiefgegangen war. Das ist nicht weiter schlimm, da – wie es auch Markus beschreibt – die Arbeit Spaß und oft glücklich macht.

Und trotzdem muss ich mich oft dazu zwingen. Nicht, weil ich sie hasse, sondern weil mich die schiere Menge manchmal einfach erdrückt, so dass ich Angst vor dem Anfangen habe. Weil einem die Muse manchmal statt einem Kuss einen Tritt in den Hintern gibt und man weiß, dass man sich jetzt trotzdem hinsetzen und versuchen muss, sie zu überlisten, weil man es sich nicht erlaube kann, zu warten, bis sie reumütig und mit einem Blumenstrauß zurückkommt. Und natürlich, weil ich meine Arbeit in Wahrheit doch hasse. Zumindest den Teil, der mit Emails, Excel-Tabellen, Pressetexten, Rechnungen und so weiter zu tun hat und der scheinbar von Jahr zu Jahr mehr Platz einnimmt.

[12.31 Uhr]

[…]

[12.37 Uhr]

Nichts ist deprimierender als die Vorstellung, jetzt 17 Emails und drei Facebooknachrichten beantworten und danach die Belege der letzten drei Monate sortieren zu müssen, um sich anschließend ans Schreibprogramm zu setzen und endlich diese eine verflixte Geschichte, dieses eine störrische Kapitel, diesen einen grässlichen Pressetext fertigzuschreiben. Bei mir hat der Gedanke an den Berg der vor mir lag, oft genug dazu geführt, dass ich in heftige Zuckungen verfallen bin, drei Tage später völlig vernachlässigt auf meinem Sofa wieder zu mir kam und feststellte, dass ich offenbar gerade alle Staffeln von Lost und Dallas und Bauer sucht Frau am Stück geguckt hatte.

Seit ich mir die Arbeit mit meinem neuen Superduper-System organisiere,kommt das kaum noch vor. Und gleichzeitig habe ich noch ein anderes Problem en passant mitgeöst, das sehr eng mit Markussens verwandt ist: Das sogenannte „Ich wollte bloß kurz bei Facebook nach Nachrichten schauen / einen winzigen Text fürs Blog schreiben / für einen Roman ein Katzenvideo rechnerchieren und plötzlich war es 2 Uhr morgens, ich hatte seit 14 Stunden nichts mehr gegessen und den ganzen Tag nicht eine sinnvolle Sache gemacht“

Die Lösung lautet: Ich teile alles in 30-Minuten-Stücke ein! Haha! Der Kurzzeitwecker ist zu einem meiner wichtigsten Arbeitsmittel geworden!

Es ist so ein riesen Unterschied, ob man sagt: Ich erledige jetzt den ganzen anstehenden, sich auftürmenden, schrecklichen, drögen Bürokram oder: Ich erledige jetzt 30 Minuten lang Bürokram. Es ist so ein Unterschied, ob man sagt: Ich stehe nicht eher auf, als bis ich dieses Kapitel fertig habe (oder nacch mindestens 7.000 Zeichen etc.) oder ob man sagt: Ich schreibe jetzt exakt 30 Minuten an diesem Kapitel. Es funktioniert mit allem. Mit Wohnungsaufräumen, mit Facebook und Katzenvideorecherche, mit der Steuererklärung, dem Gitarreüben, der Gartenarbeit. Na gut, vielleicht nicht mit allem, aber Vielem.

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(20 Minuten sind natürlich zu wenig!)

30 Minuten sind lang genug, um richtig in die Arbeit einzusteige, aber so kurz, dass man keien Angst vor dem leeren Blatt oder dem vollen Posteingang haben muss, denn die halbe Stunde steht man locker durch.

Danach hat man sich eine kleine Pause verdient. Als ich damit anfing war es bei mir häufig eine Zigarette, jetzt stehe ich manchmal bloß kurz auf und hole mir einen Kaffee oder ein Glas Wasser (die 6 Minuten beim Schreiben dieses Artikels zwischen 12.31 und 12.37 habe ich genutzt, um mir einen Kaffee im Bordbistro zu kaufen – viele Grüße aus dem Zug!).

Wichtig ist folgendes: Während der 30 Minuten darf man sich nicht ablenken lassen. Das Handy muss in den Flugzeugmodus und auf keinen Fall darf man zwischendurch mal kurz auf Facebook schauen („Die eine Minute häng ich dann einfach hinten ran“), es sei denn, es ist gerade die halbe Facebook-Stunde.

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[13.08]

Manchmal stelle ich nach den 30 Minuten den Wecker sofort wieder und mache einfach weiter, oder ich belohne mich für eine halbe Stunde Gehirnauswringen (selbst wenn oder gerade wenn es ergebnislos war)mit 30 Minuten Hausarbeit, die sich dann fast wie eine Pause anfühlen. Und nach ein paar 30-Minuten-Einheiten hat man dann auch das Gefühl, sich jetzt eine größere Pause nehmen zu können.

Das ist ein weiterer Vorteil des Systems: Man bekommt ein besseres Gefühl dafür, wieviel oder wenig man eigentlich macht, wieviel Zeit bestimmte Dinge erfordern und wieviel man schaffen kann.

Falls es jemand mal ausprobiert, würde ich mich sehr über Feedback freuen. Mir hilft es sehr und ich habe den Eindruck mehr zu schaffen, zufriedener mit dem Geschafften zu sein als früher.

Inspiriert wurde die „Volker Strübings Original In-30-Minuten- zu- Erfolg-und-Weltherrschaft-Methode” übrigens von Kirsten Fuchs, die ein eigenes System entwickelt hat, dass auch seine Vorzüge hat. Aber davon muss sie selber berichten.

[13.17 Uhr – die  verbleibenden 21 Minuten nehme ich mir für ein Foto zum Beitrag. Da ich schon weiß, dass ich die hier rumliegende Schweizer Gratiszeitung fotografieren will, rechne ich mit 5 Minuten, was bedeutet, dass es ziemlich genau 21 dauern wird.]

 

 

7 thoughts on “Kein Aprilscherz: In 30 Minuten zum Erfolg!

    1. Pomodoro-Technik, aha! Manchmal lohnt es sich vielleicht doch, was sich andere Leute so ausdenken, statt bis ins hohe Alter zu warten, dass einem selbst ein System der Eigenorganisation einfällt …

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