Vor einer Stunde in den Schönhauser Allee Arcaden: Menschen drängeln aneinander vorbei, gucken genervt, zicken sich an, stehen Schlange wie im Osten, wenn einmal jährlich Butter verkauft wurde, und schleppen riesige Tüten voll urstem Scheiß aus den Geschäften – den ganzen Mist, der das Jahr über wie Blei im Regal lag, weil kein fühlendes Wesen je auf die Idee käme, so einen Krempel für sich selbst zu kaufen …
Und im Untergeschoss, zwischen Weltbild, Kaisers, Tschibo und Apollo-Optik: Der Weddinger Kammerchor. Weihnachts- und Winterlieder werden gesungen, eine Frau trägt in arg gekünstleter Berliner Mundart ein humoristisches Gedicht über den Geschenkestress vor und der Chorleiter hält eine kleine Ansprache an die “lieben Kunden der Schönhauser Allee Arcaden”. Dass man doch daran denken solle, dass es bei Weihnachten nicht nur um’s Kaufen und Schenken geht und dass er sie einladen wolle, zusammen mit dem Chor ein wenig zur Besinnung zu kommen, denn Weihnachten sei ja auch ein besinnliches Fest etc.
Das ganze wirkte wie zarte Liebeslyrik auf der Mainzer Fassenacht.
Aber eben auch irgendwie rührend. Dem Management scheint die ganze Sache aber nicht ganz geheuer gewesen zu sein – was, wenn es am Ende funktioniert hätte? Darum wurde der Auftritt vorsichtshalber von aggressionsfördernder “weihnachtlicher” Panflöten-“Musik” eingerahmt.
(Volker Strübing)
Wer freiwiliga an Tagen, wie diese vor Weihnachten, einkaufen geht … ist entweder Extremsportler oder Suicidgefährdet.
Und wer ist daran Schuld? Die mit den dicken Gehältern … hm … wieviel verdient eigentlich der Weihnachtsmann an Weihnachten?