Nächsten Mittwoch, am 27.12., höre ich auf zu rauchen.
Ich rauche, seit ich 16 bin. Dreimal habe ich bisher aufgehört. Einmal für dreieinhalb Jahre, zweimal für jeweils ein Jahr. Obwohl ich, insbesondere vor dem ersten Mal, große Angst hatte, habe ich in diesen Zeiten nichts vermisst. Im Gegenteil. Ich war einmal der Meinung, ohne Zigaretten könnte ich nicht schreiben, nicht zu Partys gehen, keinen Kaffee trinken. Welchen Sinn sollte es zum Beispiel haben, im Urlaub auf einen Berg zu klettern, wenn man sich, oben angekommen und die Aussicht genießend, nicht eine Zigarette ansteckt? Seit einem Jahr rauche ich wieder und komme auf die meisten Berge wohl nur noch mit einer Seilbahn. Aber ich weiß, dass ich, wenn ich erst wieder Nichtraucher bin, auch wieder genug Puste habe und entweder gar nicht an Zigaretten denken oder mich erstaunt fragen werde, warum ich so lange alles Schöne, das ich erlebte, durch eine Zigarette ruinieren musste.
Das ist ein großer Vorteil: Ich genieße das Rauchen nicht. Ich hasse es. Ich drücke die meisten Zigaretten angewidert nach der Hälfte aus (und zünde mir ein paar Minuten die nächste an – die Tabakindustrie und der Finanzminister sollten mir mal einen Orden oder so verleihen). Das Rauchen tut weh, manchmal kriege ich Hustenanfälle, bei denen ich fast erbrechen muss, oft habe ich das Gefühl zu ersticken, die Lunge und der Hals schmerzen, es kommt vor, dass ich außer Atem bin, wenn ich in meiner Wohnung im zweiten Stock ankomme.
Ich bin Suchtraucher. Weniger zu rauchen brauche ich gar nicht auszuprobieren.
Meine drei erfolgreichen (naja, zeitweise erfolgreichen) Aufhörversuche waren erstaunlich einfach. Das erste Mal gelang es mir mit “Endlich Nichtraucher” von Allen Carr (den der Lungenkrebs nun doch noch geholt hat), die beiden anderen Male habe ich einfach so aufgehört. Alle drei Wiedereinstiege fanden am Ende von Urläuben statt – zweimal in Indonesien. Wie bescheuert! Da habe ich vier oder fünfeinhalb schöne Wochen hinter mir und denke drei Tage vor dem Rückflug: “Eine Kretek” – eine indonesische Nelkenzigarette – “kann nüscht schaden und gehört einfach dazu.” Zweimal in die selbe Falle getappt, blöder geht’s kaum. Das Ende vom Lied war, dass ich am vorvorletzten Abend 1 geraucht habe, am vorletzten 2, am letzten 5 und dann habe ich mir eine Stange für Berlin gekauft und bin dort, nachdem die Kreteks alle waren, wieder auf normale Zigaretten umgestiegen …
Seit 13 Monaten bin ich wieder so richtig dabei – und versuche seitdem so wie früher einfach aufzuhören. Es gelingt mir nicht mehr. Nach spätestens drei Tagen wurde ich rückfällig. Ich muss jetzt etwas anderes ausprobieren. Früher habe ich zu rauchen aufgehört, ohne meine sonstigen Gewohnheiten zu verändern. Das klappt nicht mehr. Ich habe es dreimal ohne Hilfe (bis auf ein Buch) geschafft. Ein viertes Mal schaffe ich das nicht. Ich bin bereit, alles auszuprobieren. Hypnose, Akupunktur, Voodoo, Exorzismus, Auswandern auf einen tabakfreien Planeten, alles. Aber ich fange harmlos an: Mit Rauchfrei-Online, einem Internetprojekt, das beim Ausstieg assistiert, mit täglichen Tips und Übungen und einer Community von Gleichgesinnten, die auch gerade aufhören oder es schon geschafft haben. Mal gucken. Ich bin guter Dinge. Habe mich vorhin dort angemeldet, die Vorbereitungsphase begonnen und den “Tag X” festgelegt – nächsten Mittwoch.
Am schwierigsten wird es wahrscheinlich, beim Schreiben nicht zu rauchen. Ich weiß, dass auch das in meinen Nichtraucherzeiten kein Problem war, aber jetzt gehört es wieder so sehr dazu … wenn ich den Stift weglege, um nachzudenken oder das eben Geschriebene durchzulesen, greift die Hand automatisch zur Schachtel. Dazu kommt, dass ich oft in Cafés oder Kneipen schreibe. Zum Glück habe ich gemeinsam mit Volker Surmann ein kleines Büro gemietet, in dem nicht geraucht wird (weshalb ich es bisher kaum genutzt habe). Jetzt muss ich es schaffen, die Schreiberei hierher zu verlegen, das wird einiges einfacher machen. Damit kann ich gleich ein weiteres schwieriges Problem lösen: Die erste Zigarette am Morgen (was man so Morgen nennt – vor um 11 stehe ich selten auf). Die Zigarette zum Frühstückskaffee ist die, auf die ich am schwersten verzichten kann, obwohl sie auch die ist, bei der ich am dollsten huste und mich unglaublich schlecht fühle. Wenn ich den Morgenkaffee und das Frühstücks-Surfen aus meiner Wohnung ins Büro verlege, ist sicher schon viel gewonnen.
Drückt mir die Daumen!
Zum Glück gibt es in Innsbruck eine Seilbahn, sonst hätte es das rauchende Schneemännchen nie auf den Berg geschafft. Und ich wohl auch nicht …
(Innsbruck / März 2006 /Liebe Grüße an Kirsten und Markus!)
(Volker Strübing)
Ich würde mich als “nicht praktizierenden Raucher” bezeichnen, das zwar schon seid einigen Jahren, aber ich verstehe immernoch das Problem: “Einmal ist keinmal” gibt es nicht, nicht mit indonesischen Nelkenzigaretten, nicht psychoaktiven Kräutern. Entweder oder.
Die Riten “Jetzt eine rauchen” müssen durch andere ersetzt werden. “Jetzt keine rauchen” ist da wohl nur begrenzt hilfreich, aber vielleicht solltes du da auch eine 500-Dinge-Liste starten? Aber bitte erzähl mir nicht, dass Fußballgucken besser als Rauchen ist. Ist es nicht.
Ich drücke die Daumen, das solltest du auch selber tun, mit gedrückten Daumen ist es relativ schwer Feuerzeuge oder Streichhölzer zu bedienen,
gegenglueck
“Aber bitte erzähl mir nicht, dass Fußballgucken besser als Rauchen ist.”
Der Vorteil beim Fußballgucken ist, dass ich nicht damit aufhören muss, weil ich nie damit angefangen habe :)
“mit gedrückten Daumen ist es relativ schwer Feuerzeuge oder Streichhölzer zu bedienen”
Hm … das Feuerzeug bedient man ja durch Drücken des Daumens. Aber Du hast trotzdem recht: Die Zigarrette kann man so nämlich nicht halten!
viiiiel viiiiel glück volker!
meine zeit aufzuhören ist noch nicht gekommen.. aber bergsteigen liegt schon länger nicht mehr drin…
oh oh!
trotzdem viel glück! du machst das PRIMA!
ausserdem ist meine zahl die nummer 4 dann kanns nur gut gehen!
lg dari
Ich wünsche viel Erfolg!
Nachdem ich 12 Jahre Sportraucher war (nein, nicht “Rauchen nach dem Sport”, sondern “Rauchen als Sport”), habe ich vor gut einem Jahr aufgehört und traue mich selbst sternhagelvoll auf Weihnachtsfeiern nichtmal mehr, einen einzigen Zug zu nehmen.
Nach 5 Minuten hat man eh schon wieder vergessen, daß man gerade am liebsten wieder eine geraucht hätte.
Aber wem sage ich das…
Jedenfalls nochmal alles Gute bei Deinem Vorhaben.
Ich hab es kürzlich auch versucht. Es ist mir für einen Tag gelungen. In einem Nichtraucherdorf, siehe hier: http://www.lokalrunde.org/wordpress/?p=9
Wünsch dir viel Erfolg!
Toitoitoi!
Rauchen ist wie Fahrrad fahren. Einmal gelernt kann man jederzeit wieder damit anfangen, egal wie lange man pausiert hat. Bloß, dass Fahrrad fahren irgendwie den besseren Ruf hat.
Bin vor zwei Wochen auch versehentlich rückfällig geworden, und sofort war ich wieder im alten Rhythmus drin. Obwohl maximal eine Zigarette pro Woche einem wirklich schmeckt. Bin jetzt wieder runter von dem Stoff. Hoffe, dieses Mal für immer.
Gruß aus München
Schreiben und gleichzeitig rauchen? Respekt, könnte ich nicht. Genauso wenig wie rauchen gleich nach dem Aufstehen.
Ich wünsche gutes Gelingen!!!!
ich wünsch dir auch alles gute! ich habe früher auch ziemlich viel geraucht, seit etwa 6 jahren aber nimmer.
wenn du die erste woche geschafft hast, liegt das gröbste hinter dir. dann nämlich weisst du, dass es dir gar nimmer schmeckt, WENN du denn eine rauchen würdest. das hat mir recht gut über die anfangszeit geholfen.
genieß deine rauchfreie zeit! ist schon eine feine sache, wenn man nimmer von zigarettenautomaten abhängig ist ;-)
Das schaffst Du doch nicht !
Mit dem Rauchen aufhören hat so was Endgültiges, so dass einen richtigen Raucher schon der Gedanke daran ein Greuel ist. Deswegen habe ich es auch nie geschafft. Aber irgendwann habe ich dann einfach mal ein paar Tage ausgesetzt und noch ein paar Tage drangehängt usw. usw.
Heute ist mein 2081-ster Aussetztag und ich kann jederzeit weiterrauchen weil jeder weiß, dass ich ja nur ausgesetzt habe.
Der Ausdruck “nicht praktizierenden Raucher” (s.o.) gefällt mir in diesem Zusammenhang ausgesprochen gut, versuch’s doch mal auf diese Art !!!