Auf der Schönhauser Allee kommt mir ein Gruftipärchen entgegen. Beide sind so Anfang dreißig; sie trägt ein schwarzes Kleid, er schwarze Pluderhosen, Stiefel, Rüschenhemd. Beide sind geschminkt und mit Ketten, Pentagrammen und falschrummen Kreuzen behängt. Er schiebt einen Kinderwagen.
Als sie längst an mir vorbei sind, drehe ich mich um, folge ihnen und überhole sie – ich muss einfach wissen, was sie in dem Kinderwagen spazieren fahren. Rosemarys Baby? Ein kleines Skelett? Einen Ziegenbock?
Aus einem Wust an pastellfarbenen Kissen und Decken guckt ein rosiges Babygesicht mit rotem Schnuller im Mund. Auf die Mütze ist eine Comicfigur gestickt. Vor seinem Gesicht hängen an einer Stange allerlei bunte Plaste-Klapper-Dinger. Ich bin froh für das Kind, aber die Enttäuschung überwiegt doch.
(Volker Strübing)
dem kind ist egal, was es anhat.
es muss aber aus dem kinderwagen heraus dauernd auf seine grufti-eltern gucken und also denken, es sei schon tot.
das ist schlimm.