Weblog & Podcast von Volker Strübing

Email-Prokrastination

Datum: 31.03.08
Kategorien: Uncategorized

Hab mich neulich mit Spider darüber unterhalten, dass man oft ausgerechnet die Emails, die einem am wichtigsten sind oder über die man sich besonders gefreut hat, erst sehr spät beantwortet.

Bei mir ist es normalerweise so, dass ich morgens Emails abrufe, dann alle durchlese und die markiere, die ich beantworten muss. Dann beantworte ich die, die keinerlei Mühe erfordern (es sei denn, es ist einer von diesen Tagen). Alle paar Tage nehme ich mir dann Zeit, um die etwas komplizierteren Mails abzuarbeiten. So Sachen, wo man in den Kalender gucken muss oder so.
Und die Emails, auf die man ausführlicher oder persönlicher antworten will, bleiben wieder liegen, weil man dafür in der richtigen Stimmung sein und sich richtig Mühe geben will. Und selbstverständlich ist dann immer irgendwas anderes zu tun, und man lässt sie lieber noch einen Tag liegen und noch einen und noch einen, weil sie ja etwas besseres verdient haben, als zwischen Tür und Angel bzw. zwischen zwei relativ banalen Mailinglistenmails beantwortet zu werden. Und derjenige, dem man auf diese Weise etwas Gutes tun will, fragt sich, ob er irgendwas falsch gemacht hat, weil er auf seine doch nett gemeinte Email keine Antwort erhält. Zum Kompott wird es auch noch mit jedem Tag schwieriger in die “richtige Stimmung” zu kommen, weil man weiß, dass man den Bief mit einer Entschuldigung beginnen muss.

Was tun? Das einzig richtige wäre, sich anzugewöhnen, auf jeden Fall erst einmal eine kurze Email zu schreiben. Der lange Sermon kann später folgen, aber der Absender weiß erst einmal woran er ist.

Ja, das klingt nach einem guten Plan. So mache ich da. Und jetzt setze ich mich erstmal wieder ein Stündchen an mein Emailgebirge und versuche es mit einem Schäufelchen abzutragen.*

(Volker Strübing)

* Eine Übertreibung, um mich wichtig zu machen. Es handelt sich höchstens um die Müggelberge.

14 thoughts on “Email-Prokrastination

  1. Da hab ich nun lange studiert, aber ein Wort wie Prokrastination ist mir noch nicht untergekommen. Aber ich weiß schon was es heißt: Pro heißt für und Krastination ist zusammengesetzt aus krass und Destination. Also für eigenwillige Bestimmungsorte. Aber was das mit den Mails zu tun hat.

  2. Prokrastination heißt doch bloß, dass man etwas wichtiges immer wieder verschiebt, oder? (mann, komm ich mir geblidet vor:) Und noch nicht ein Semester studiert)

    Und, heißt das, meine mails sind für dich wichtig, oder du freust dich drüber? Das freut mich aber, dann werde ich jetzt jedesmal genau die Tage zählen, die eine Antwort braucht, und mich jedesmal freuen, wenn es wieder einer mehr ist. Manchmal habe ich aber tatsächlich überlegt auf Postkarten umzusteigen, damits schneller geht:)

  3. Da ist was dran. Das Gefühl oder die Stimmung, das man ene Mail von einem Menschen, der einem wichtig ist nicht sofort beantwortet kenne ich auch, denn wenn mir der Mensch wichtig ist, dann will ich seine Mail nicht einfach wie irgend eine Geschäftsmail abhandeln.
    Danke für deinen Hinweis, jetzt ist mir wieder etwas klar geworden.
    Liebe Grüße
    Rudi

  4. …ich müßte mich seit Dezember 2006 sehr dringend noch mal per e-mail bei zwei polnischen Veranstalterinnen für den geilen Fernsehauftritt und die 800 Zloty und den Flug und die touristische Rundumbetreuung und die lustigen Übersetzungen und überhaupt bedanken.
    Aber tja.
    Viele, die sich für Prekarier halten, sind ja in Wahrheit Prokrastinarier. und nur durch letzteres zu ersterem geworden. Ich z.B., das sagt ja schon mein Name.
    Ich müßte da sehr dringend mal nen Text drüber schreiben.
    Aber tja.

  5. Guter Vorsatz. Ich will ja niemandem die Hoffnung nehmen, aber mit der kurzen “ich habs gelesen und will noch antworten”-Mail ist die mail ja eigentlich beantwortet, damit sinkt die Priorität den echten Inhalt zu beantworten, und die “richtige Stimmung” will erst recht nicht mehr aufkommen. Also ich weiss nich ….
    Gruß, Holli

  6. O je, o jeh. Da habe ich mir ja ein schönes Ei gelegt. In Zukunft muss ich mich jetzt auch noch bei denen bedanken, denen ich rechtzeitig antworte. “Btte entschuldige, dass ich Dir so schnell schreibe, obwohl ich mich über Deine Email sehr gefreut habe …”
    Ich meinte doch bloß, das das oft vorkommt und nicht immer – und hey, wer mir eine Mail schreibt, die eigentlich in die Sofort-beantworten-Kategorie fällt, muss manchmal trotzdem ne Woche oder so warten.

  7. Da sagste was Wahres. Ich machs ganz genauso. Wahrscheinlich dauert die aufwändige, fundierte Mail dann aber noch länger, wenn du dir denkst “der wichtige Mensch weiß ja genau, dass ich ihn nicht vergessen werde, also warte ich noch eins, zwei Tage auf die Schreibmuse”.

    Habe erst gestern auf die wiederholte Nachfrage meiner Eltern, wann ich denn endlich mit meiner Diplomarbeit beginnen wollte, mit einer ausführlichen Darlegung des Phänomens der Prokrastination geantwortet. Macht immerhin Eindruck.

  8. Bei Briefen (also so echte, so altmodisch auf Papier und mit Stift und so) ist es noch schlimmer. Da muss dann auch die Hand in der Stimmung sein. Die hat aber so ihr zickiges Eigenleben.^^

Comments are closed.