Die lange totgeglaubte Philosophie boomt derzeit wie seit den Tagen der ollen Griechen nicht mehr. Gar nicht so sehr wegen der Beststeller von Precht und anderen populärwissenschaftlichen Philosophieerklärern , sondern wegen der starken Philosophienachfrage seitens der Wirtschaft. Jede popelige Schraubenbude braucht ja heutzutage eine “Philosophie”, wenn sie sich am Markt behaupten will, Produkte alleine reichen schon lange nicht mehr. Ein Glück für alle Studenten dieser edlen Geisteswissenschaft, die früher dazu verdammt waren, in Holzfässern, schimmligen Wohnungen oder Feuilletons vor sich hinzuvegetieren. Endlich werden sie gebraucht. Manche Unternehmen scheinen sich regelrechte Philophieabteilungen aufgebaut zu haben.
Zum Beispiel der Fernsehhersteller Loewe, für den irgendein Manager in einem Interview auf Inforadio nicht eine, nicht zwei, sondern gleich drei Firmenphilophien präsentieren konnte. Ich stelle mir gern ein Großraumbüro voller sympathisch angetrottelter Philosophen vor, überall stehen Kaffeetassen, Teller mit Rühreiresten, halbleere Schierlingsbecher (oder halbvolle? Ein ewiger Streit in der Abteilung!) herum, die Luft ist aufgeladen von kreativer Energie, die sich hin und wieder in Geistesblitzen entlädt: “Platon!”, brüllt da plötzlich einer und Krümel des Pflaumenstreuselkuchens, an dem er gerade gekaut hatte, als die Erleuchtung ihn ereilte, fliegen durch den Raum. “Höhlengleichnis!”, fügt er hinzu und plötzlich ist kein Halten mehr. Die Philosophen laufen wild gestikulierend durcheinander, Haare werden gerauft, Bärte gezupft, Kaffeetassen umgekippt. Natürlich! Das Höhlengleichnis, das ist es! Was könnte besser zu einem Fernsehhersteller passen!
Sieben Monate später, nachdem sich meherere miteinander unversöhnlich streitende philosophische Schulen gebildet, wieder aufgelöst und neu gruppiert haben, die Hälfte der Belegschaft in den Selbstmord getrieben wurde und die Mitarbeiter in der Beschwerdeabteilung eine Etage tiefer wegen des Geschreis und Getrampels über ihnen kaum noch arbeiten konnten, ist es soweit: Die Philosophen legen der Geschäftsführung die von ihnen ausgearbeitete Unternehmensphilosophie vor, ein 4000 Seiten dickes Manifest in drei Bänden, ledergebunden, die ersten beiden Bände in Schweinsleder, der dritte in die Haut eines Neopositivisten, der bei der Kaffeekasse beschissen hatte.
Die Geschäftsführung ist beeindruckt und gibt das Werk an die Marketingabteilung weiter mit der Bitte, es ein wenig zu kürzen, man habe morgen einen Interviewtermin auf der IFA und wolle der Öffentlichkeit gerne drei Unternehmensphilosophien vorstellen.
Und so durfte ich mir schließlich folgendes anhören (Gedächtniszitat): “Unsere erste Philosophie ist Qualitätsarbeit. Unsere zweite Philosophie ist verantwortungsvolles Unternehmertum. Und unsere drittte Philophie ist ‘Made in Germany'” Sich des Umstandes, dass nicht alle Zuhörer Philosophie studiert haben, voll bewusst fügte er noch einen besonders schönen Satz an: “Und diese Philosophie können wir in Deutschland am besten leben“. Yeah! Soviel “lebenswerte” Philosophie war selten.
(Zur Philosophie dieses Unternehmens liegen mir leider keine Informationen vor.)
(Volker Strübing)
PS: Bin noch etwas irritiert, weil die berühmte Schweizer Philosophin Hazel Brugger kürzlich darauf hinwies, das “Volker Struebing” ein Anagramm zu “Kotversilberung” darstellt. Klingt jedenfalls nach ner prima Geschäftsidee, man möchte fast sagen, nach einer Philosophie: Aus Scheiße Silber machen.
Philophie ist “Made”? in Germany? ist mir zuviel Vieh, o, Sophie!
Nur zum P. S. : Si tacuisses!
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Was machste in Hamburg? Lesen oder Schreiben?
War beim Bunker Slam.