Team LSD ist Sieger im Teamwettbewerb der Deutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaften 2016!
Am Sonnabend gewannen wir im Theaterhaus Stuttgart vor 1100 Zuschauern den Teamwettbewerb der diesjährigen deutschsprachigen Meisterschaften! Wie schade, dass diese Nachricht jetzt von einer ganz anderen Siegesnachricht überschattet wird, aber ich habe es nicht eher geschafft, etwas zu schreiben, da es gleich danach noch auf Tour ging und ich erst jetzt langsam wieder zu mir komme.
Poetry Slam Team Finale im Theaterhaus Stuttgart
(Foto: Fabian Stürtz / Website / Facebook / Instagram)
2006 und 2008 hatten wir – Micha Ebeling und ich – schon einmal das Glück, die Ehre und die olfaktorische Extremerfahrung, den nach Generationen von Slammerschweiß duftenden Team-Siegerkranz für ein Jahr beherbergen zu dürfen. Damit sind wir rein meisterschaftstechnisch gesehen das erfolgreichste deutschsprachige Poetry Slam Team aller Zeiten der Welt des Universums mit Sahne!
Max Kennel und Indiana Jonas aka Das Lumpenpack moderierten das Teamfinale.
Unscharf im Hintergrund: Wir! (Foto: Marvin Ruppert / Website / Facebook / Instagram)
Ich danke (sicher auch im Namen von Micha) allen, die den SLAM2016 möglich und toll gemacht haben, dem Orga-Team, das zwei Jahre mit den Vorbereitungen beschäftigt war und allen Helfern, die letzte Woche wahrscheinlich kaum ein Auge zugetan haben. Den Moderatorinnen und Moderatoren und Featured Poets und allen, die mit ihren Slams irgendwo in Deutschland geholfen haben, die Szene zu der „alles verschlingenden Hydra“ (Team LSD) zu machen, die solche Festivals ermöglicht. An alle Slammerinnen und Slammer, im Team und Einzeln, die in Stuttgart dabei waren und gelacht, getrunken, geslammt und geheult haben. Danke auch an das Team vom maritim-Hotel, das mit großer Geduld Textfassung um Textfassung für uns ausdruckte und das ewige „Bitte nicht stören“-Schild an meiner Zimmertür vorbildlich beachtete. Vielen Dank auch an Marvin Ruppert und Fabian Stürtz für die vielen grandiosen Fotos vom Slam2016 (und sorry, dass wir keine Actionmotive bieten konnten ;)
Und ganz besonders danke ich Micha, meinem Teampartner für Visionen, Ideen, Kraft, Ausdauer, Witz und Worte und dass er den Siegerkranz nach Hause getragen hat!
“Freudentaumel LSD-Style” hat Marvin dieses Bild genannt.
Herzlichen Glückwunsch an Casino Wetzlar und Zum Goldenen Schmied (Fatimah Moumouni / Laurin Buser), die mit uns im Finalstechen waren und überhaupt alle Teilnehmer des Finales! Herzlichen Glückwunsch an Philipp Scharrenberg TAFKA Philipp Scharri, der am Freitag den Einzelwettbewerb gewonnen hat, hey, ho! Das Ulkige daran ist, dass Phillipp ebenfalls schon einmal gewonnen hat, 2009 war das, weshalb jetzt allenthalben von einer Rückkehr der alten Herren die Rede ist, worüber ich mich beschweren würde, wenn wir es nicht selber angekündigt hätten („Das geht raus an alle Hater / heut’ verkloppen euch die Väter“ – Team LSD).
Wahrscheinlich sind nicht alle glücklich mit diesem Ausgang und mir selbst ist das ganze ein bisschen unheimlich. Es wären doch mal andere dran gewesen! Das stimmt. Bis auf die einfache Tatsache, dass es beim Slam, und erst recht bei den Meisterschaften, offensichtlich kein Dran-Sein gibt.
Ganz ohne Zweifel haben wir extrem von einer glücklichen Startplatzauslosung profitiert – wir waren die Vorletzten. Nach sechs Teams (zwölf für die Zuschauer, die schon das unmittelbar vorher stattfindende Halbfinale gesehen hatten), die ihre Texte auswendig und oftmals sehr expressiv und hervorragend choreografiert vortrugen, war es plötzlich eine Abwechslung, dass da zwei Leute einfach rumstanden und vom Blatt ablasen. Auf Startplatz Drei hätten wir sicher keine Chance gehabt.
Dazu kommt, dass bei den Meisterschaften das Publikum ganz anders als bei regulären Slams ist. Der Anteil an Leuten, die noch nie bei einem Slam waren ist höher, der Altersdurchschnitt wahrscheinlich auch.
(Foto: Fabian Stürtz)
Performance mal so, mal so. Oben das wunderbare Team Interrobang ( Manuel Diener / Valerio Moser) aus der Schweiz, die 2015 den Kranz nach Hause trugen. Unten: Team LSD.
(Foto: Marvin Ruppert)
Aber wie auch immer: Offensichtlich haben wir es gut gemacht. Das war vielleicht der krasseste Auftritt meines Lebens. Ich war so unsicher vorher, so aufgeregt, hatte wacklige Knie und dann standen wir auf der Bühne und als wir fertig waren, fegte uns ein Applaus-Tsunami von der Bühne und ich wusste nicht, wie mir geschah. Ich stand ersteinmal bloß mit offenem Mund herum, zu den wackligen Knien, kamen zittrige Hände; ich rannte zur vorsorglich für solche Fälle bereitstehenden Backstage-Whiskey-Flasche und nahm einen großen Schluck und der Rest rauschte dann an mir vorbei. Auch, dass wir dann nochmal im Finalstechen auf der Bühne standen und irgendwann klar war, dass wir wirklich noch einmal gewonnen haben.
Toll: Im Backstage des Theaterhauses hing noch ein Plakat der Meisterschaften 2004. Micha und ich hatten damals (allerdings noch nicht als Team) teilgenommen. Für mich war es das Ereignis, bei dem ich mich unrettbar in den Slam und die Menschen beim Slam verliebte.
Danke für alle Glückwünsche, ich hoffe, dass nicht allzuviele sauer auf uns sind. Wir wollen die Meister aller Slammer sein! Jetzt ist die Zeit die Wunden zu verbinden und zusammenzukommen! Die vergessenen Slammer und Slammerinnen unseres Landes werden nicht länger vergessen sein! Millionen Slammer werden Startplätze bekommen, wir werden uns um die Veteranen kümmern, wir werden das Wachstum verdoppeln! Wir werden die Team-LSD-Interessen zuerst im Blick haben, aber immer fair bleiben und Partnerschaft statt Konflikt suchen!
Aida-Fotobombing nach dem Finale während ein netter Mensch uns zu interviewen versucht. Micha hat sogar erschöpfend antworten können, während ich nur “Schnaps”, “Ich glaube, ich freu mich” und “Sind wir bald fertig?” hervorstammeln konnte.
(Foto: Fabian Stürtz)
Die Team LSD-SLAM2016-FAQ
F: Hattet ihr die besten Texte?
A: Nein!
F: Hattet ihr die beste Performance?
A: Nein! (Aber zum Zeitpunkt unseres Auftritts eine voll freshe, in diesem Finale nie zuvor gesehene!)
F: Saht ihr besser aus als alle anderen?
A: Nein! (Obwohl … an irgendwas muss es ja gelegen haben …)
F: Schreibt ihr eure Texte wirklich im Zug auf dem Weg zur Meisterschaft?
A: Micha meint ja, wir sollten diesen Mythos ruhig pflegen, und ich bin auch geschmeichelt davon, dass man uns das zutraut, aber: Nein! In den Texten stecken Zeit, Schweiß und Tränen (vor allem Michas Tränen – ich werde leider immer zu einem unerträglichen Drecksack, wenn wir Texte schreiben).
F: Wollt ihr nicht langsam mal aufhören und andere ranlassen?
A: Nein! Aufhören jedenfalls nicht.
F: Seid ihr der Donald Trump des Poetry Slam?
A: Nein! Wir sind der Harald Juhnke des Poetry Slam!
(Foto: Marvin Ruppert)
Glückwunsch!
Toll! Kann man die Texte irgendwo lesen oder hören (Youtube?)?
Nein, leider nicht. Wir würden ihn uns selber gerne mal anschauen.