Weblog & Podcast von Volker Strübing

Das Lexikon der bösen Menschen – Heute: D wie Dielenabschleifer

Datum: 30.08.07
Kategorien: Weltall, Erde, Mensch, Wissenswertes, Zumutungen

Wer Dielen abschleift oder abschleifen lässt, handelt bewusst unsozial. Zuerst natürlich durch das Dielenabschleifen selber, eine stundenlange Tortur für alle Nachbarn. Der böse Mensch nimmt dies bewusst und achselzuckend als Kollateralschaden in Kauf. Dies ist umso verwerflicher, als sich Dielenabschleifer häufig ausgerechnet in Nachbarschaften niederlassen, in denen es einen großen Anteil an Heimarbeitern, lernenden Studenten und auschlafenmüssenden Künstlern gibt. Um den Effekt zu verstärken, wird stets bei offenen Fenstern abgeschliffen. Dabei wäre es ein leichtes für den Abschleifer, alle Fenster und Türen beim Abschleifen geschlossen zu halten und alsbald am Staub zu ersticken, womit allen gedient wäre.

Für den Menschen, der eine Etage unter den nun abgeschliffenen Dielen wohnt, beginnt das Martyrium erst, wenn es für alle anderen überstanden ist. Wenn nicht eine Trittschalldämmung eingebaut wurde (und wo wird sie das schon?), wird ihn in in den folegenden Jahren täglich, allabendlich, oft genug auch mitten in der Nacht das Getrampel des über ihm wohnenden bösen Menschen (in Zukunft kurz Überbös genannt) quälen. Gern rennt der Überbös in Schuhen durch die Wohnung, weil doch das Parkett so kalt ist, dass er nicht barfuss gehen kann und so rutschig, dass Socken nicht in Frage kommen. Und am meisten Spaß macht es natürlich, immer und immer wieder über die eine knarzende Diele zu latschen!

Es mag übrigens durchaus unböse Menschen unter den Dielenabschleifern geben – abgeschliffene Dielen sind nur ein Indiz, kein Beweis für Bosheit und man muss im Einzelfall sicher auch mildernde Umstände (wie etwa eine behütete, großbürgerliche Kindheit) prüfen.

Was soll man von Menschen halten, die statt kuschelig-weicher Auslegware kalte, menschenverachtende Holzdielen bevorzugen? Geht es ihnen nur darum, dass sie sich darin zumindest ansatzweise spiegeln können? Das klingt nach einer guten Arbeitshypothese, denn dass es sich bei Dielenabschleifern um Menschen handelt, die vor allem oder ausschließlich sich selbst lieben, habe ich wohl hinreichend belegt.

Gut, abgeschliffene Dielen sehen schön aus, das gebe ich zu, die Farbe fetzt, das Muster fetzt, das wäre mal ein schönes Motiv für kuschlig-weiche Auslegware und wer unbedingt echte Dielen braucht, kann sie doch auch hochkant an die Wand nageln, dann braucht er nicht einmal den Blick senken, um sie zu bewundern. Und abschleifen soll er sie irgendwo außerhalb der Wohnung. Kann man nicht auf irgendeinem Flughafen oder Truppenübungsplatz ein Eckcken für Abschleifer freiräumen? Eine bessere Welt ist möglich.

(Volker Strübing)

PS: Jaja. Ich hab auch abgeschliffene Dielen. Von meiner Vormieterin übernommen, die mir noch ganz andere schlimme Dinge angetan hat – egal, anderes Thema.

17 thoughts on “Das Lexikon der bösen Menschen – Heute: D wie Dielenabschleifer

  1. Herrlich! Danke für’s Vormittag-Versüßen!
    Den gemeinen Dielenabschleifer findet man wirklich überall! Ich hoffe, du gehst nicht Schritt für Schritt alphabetisch durch – Ich kann nämlich kaum erwarten, was du über ‘S’ wie ‘SingStar-Quäler’ zu sagen hast…. Läuft mein Nachbar nämlich nicht gerade mit Schuhen über geschliffene Dielen (nachts um 2:00 – mit vielen Freunden … mit noch mehr Schuhen…), dann bekommt er Anflüge von Größenwahn und trällert in unerträglichen Schieflagen Karaoke via SingStar (beinahe täglich!) – Für mich als Musiker ist das wie kontinuierliches Zähnebohren… Ich habe schon geprüft, ob es nicht als Notwehr meinerseits ausgelegt werden könnte, wenn ich hochlaufen & dem Ganzen ein dramatisches Ende bereiten würde… :)
    Evt. sollten wir das “Lexikon der bösen Menschen” als Kettenpost in unseren Blogs aufnehmen – Jeder mit einem Buchstaben. Ich hätte wie gesagt gerne das ‘S’! ;)

  2. Hey, tolle Idee. Das wäre doch mal ein schönes Stöckchen! Und ich sehe schon eine Printausgabe vor mir, die uns alle reich macht – merkwürdige Lexika gehen ja grad weg wie warme Semmeln! Schnapp Dir das “S” und kläre mich und die Welt auf – Mit SingStar-Trotteln hatte ich es zwar noch nicht zu tun, aber es klingt schrecklich … und wie die Musikerausgabe der Hölle!

  3. ich will T, wie TISCHKICKERTERRORIST! ham die dielenbetreter über mir. fetzt urst, wenn da nachts um 3 ein turnier abgehalten wird, wo immer die kugel vom tisch springt, weil keiner der mitspieler mehr gradeaus kucken kann… uaahhhh.

  4. Ich hätte da K wie Kind zu bieten, welches unter meinem Schlafzimmer sein Kinderzimmer hat und regelmäßig neue Musikinstrumente zum ausprobieren geschenkt bekommt. Aktuell ist es ein Kinderschlagzeug, davor hatten wir Flöte, Trommel, Trompete und Klavier. Mal sehen was als nächstes kommt. Es gibt ja bekanntermaßen eine Vielzahl von Weckmelodien für den Sonntagmorgen.

  5. Da haste ja mit einem Thema angefangen. Man braucht gar nicht lange zu überlegen und schon fallen einen ganz viele böse Menschen ein, die einem die wohlverdiente Bettruhe nicht gönnen.
    Einer meiner Lieblinge ist u.a. S wie Sonntagmorgenanrufer. Die Schlimmsten in dieser Sparte, sind die, die sich ausgerechnet am Sonntagmorgen bei ihrem Frühstück daran erinnern, Kinder in die Welt gesetzt zu haben und die sich auch noch tierisch darüber freuen, dich in solchen Momenten anzurufen, um dir mitzuteilen, wie sie sich freuen, das es dich gibt und sie mal wieder deine Stimme hören und sich dann wundern, daß man ihre Freude um 8:00 Uhr Sonntagmorgens nicht wirklich teilen mag und den Hörer wieder auflegt.

  6. Gelten als böse Menschen nur die, die einen aufwecken? Wenn auch andere in dieses Lexikon passen, würde ich meine kleine Fahrradfahrerkunde über die nervendsten Fahrradfahrercharaktere zur Verfügung stellen.

  7. Alle bösen Menschen gelten als böse Menschen. Ob sie uns aufwecken oder am Einschlafen hindern oder Bomben bauen oder im Straßenverkehr Bösees tun.
    Deine Fahrradfahrertypologie wäre prima für den schnipselfriedhof – aber mach sie als eigenen beitrag, nicht als Kommentar. Und eigentlich wäre dafür auch eine eigene Serie geeignet. “Spiders kleine Fahrradfaherkunde” oder so ;)

  8. Ich will ja nicht kleinlich sein (riskant, nachher kriegt man einen eigenen Eintrag in dem Böseleutelexikon), aber es wäre tatsächlich – rein arbeitsökonomisch – ziemlich behämmert, im Rahmen einer Bodenrenovierung sowohl Dielen abzuschleifen als auch eine Trittschalldämmung zu verlegen. Letzteres ist schließlich eine Angelegenheit für Laminatverleger. Es wird daher wohl eher selten erst der alte Boden abgeschliffen, bevor dann ein anderer drübergelegt wird.

  9. @spider: nee, auch die, die einen nicht einschlafen lassen (mit ausnahme kleiner kinder, die ham sondergenehmigung, solange sie sich noch nicht anders artikulieren können).
    @volker: T ist fertig. *grins*

  10. Ich nehm F wie freundliche Menschen (oder was auch immer, langsam glaube ich nicht das es wirklich Menschen sind). Den ganzen Tag grinsen sie dich an als wenn sie eng an der Grenze der Debilität existieren und begrüßen dich noch immer mit einem “guten Morgen” wenn es schon halb vier nachmittags ist. Wenn man sie fragt kommen sie auch noch mit ausflüchten wie: Was? Schon halb vier? Der Tag ist so schön, da hab ich glatt die Zeit vergessen. Meist gefolgt von einem dümmlichen Lachen bei den ich noch nicht genau weiß was es suggerieren soll. Doch man darf nicht den Fehler begehen zu sagen das man sie nicht mag. (!!!) Dann holen sie erst recht die Überfreundlichkeitskeule raus und schlagen auf dich ein bis du nur noch ein haufen atomater Staub bist. Wieso muss es immer Menschen geben die denken sie könnten die Weltn verbessern wenn sie allen ihre schiefen gelben Zähne zeigen?

  11. @JCN: Keine BAnge, damit kommste nicht ins Böse-Leute lexikon. Danke für die Aufklärung!

    @ Steffi: Schöner Eintrag, schlimme Sache. Wie oft machen die das denn? Und wieso kann ich in Deinem Blog nicht kommentieren, obwohl ich bei WordPress eingeloggt bin?

    @ Nagelfeile: Noch schlimmer sind ja die mit den unmenschlich weißen, kerzengeraden Zähnen, die einem nicht nur mit Dauergrinsen die Laune verderben, sondern einem noch ein schlechtes Gewissen und Minderwertigkeitskomplexe wegen der eigenen Zahnstumpen verpassen …

  12. @volker: weil ich zu doof bin. ich hab jetzt ma ein grünes häkchen entfernt – wenn de jetzt also immer noch nicht kommentieren kannst, muss ich irgendeinen verhauen. oder verklagen. wo wohnt nochmal der herr wordpress?

  13. So, liebe Leute. Ich bin für N wie Nachtschwärmer. Ja, die gibt es wirklich, und sie kommen meistens dann, wenn man schläft, respektive schlafen will. Und man findet sie meist konzentriert an Orten des Bier-Ausschanks wie Kneipen, Hochzeits-Parties oder Grundschulen. Aber keine Sorge- die Antreff-Wahrscheinlichkeit dieser Leute nimmt in Zonen konzentrischer Kreise exponentiell ab. Mit meinem Zimmerchen im Elternhaus (jawoll, meine Eltern wohnen noch bei mir…) bin ich an sich recht Zufrieden, wäre da nicht diese uralten Fenster und in einigen 200 Metern Entfernung eben eine solche Kneipe. Und nun kommen wir zu dem Sing-Star-Problem. Das habe ich hier nicht, obwohl man denken könnte, dass diversen Menschen im Suff neben weißen Mäusen auch noch der Liedtext von DJ Ötzis und diesem anderen da “Ein Stern der deinen Namen trägt” vor der Mattscheibe auftaucht. Und das wird nicht nur einmal gesungen, sondern ähnlich dem Lied “Drei Chinesen mit dem Kontrabass” einmal mit 1,5 Promille, einmal mit 1,8 Promille im Sitzen und einmal mit 2,4 Promille ohne Worte in arabischer Sprache. Schlimmer ist aber meist der Tag danach, wenn man mit einer Schrotflinte in der Hand in den Garten marschieren muss und mit einem Schreckschuss alle Zombies (laut Definition Untote) aufweckt. Oder man mitten in der Nacht- 10:30 Uhr- von der Polizei geweckt wird und nach einer Schlägerei als Zeuge vernommen wird. Auf die Frage “Was haben sie zwischen 3:00 Uhr und 4:30 Uhr beobachtet?” kommt meistens nur eine Antwort: “Meine Augenlider von innen.” Von der Seite betrachtet nehme ich doch lieber das P um mich aufzuregen- aber das kann ja ein anderer übernehmen.

  14. Hätte nochn T anzufügen. T wie Touristen-auf-Klassenfahrt-voll-wie-die-strandhaubitzen-die-nachts-nich-mehr-wissen-in-welchem-zimmer-sie-in-der-leider-mir-benachbarten-herberge-wohnen-und-deshalb-bevorzugt-weit-nach-mitternacht-lautstark-an-meinen-zweitausgang-klopfen-von-dem-ich-unglücklicherweise-keinen-schlüssel-habe-um-mit-den-hohlen-pubertierenden-schädeln-dieser-spezies-das-gleiche-anzustellen-wie-sie-mit-meiner-tür.

  15. Ich mops mir das R wie Rasenmäherquäler *g*

    Samstagmorgen kurz nach Freitagnacht. Irgendwann fällt auch der letzte Discoterrorist in die Federn in den verschiedensten Stadien der Entkleidung. Einer von ihnen bin ich. Müde, angeschlagen und mit platten Füßen liege ich da, die Uhrzeit ist mir relativ egal. Beinahe sekundenschnell schlägt der Schlaf zu, die herumfliegende Mücke juckt mich nicht.

    Brumm röhr schepper quäl. Mir kommt es so vor, als sei ich gerade erst eingeschlafen. Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät mir : es ist Samstag morgens. Genauer gesagt 7 Uhr, RASENMÄHERQUÄLZEIT . Zumindest für meinen Vermieter. Genervt und im Halbschlaf schließe ich das offenstehende Fenster , versuche weiterzuschlafen. Just in der Sekunde beschließt mein Vermieter, das Fetzchen Rasen unter meinem Fenster zu mähen. Besonders intensiv und gründlich, über eine Stunde lang. Zwei Kopfkissen auf den Ohren bringen nichts, er bemüht sich weiterhin mich aus dem Schlaf zu holen.

    Irgendwann hat er ein Einsehen und beginnt das Stück Rasen vorm Haus um 2 Millimeter zu kürzen. Klonk, schepper , ratter. Aha, da lag wohl ein Stein im Weg, nach 2 Sekunden herrscht plötzlich Schweigen. Zaghafte Reparaturversuche, auch der Versuch die Klinge am Mäher zu wechseln scheitert. Amüsiert grinse ich in mein Kopfkissen, ihm ist nur das Benzin ausgegangen. Eine halbe Stunde himmlische Ruhe, dann hat er den Kanister mit Benzin gefunden und das Gequäle geht von vorne los. Nachbars Kinder werden auch so langsam munter und wollen auch Rasen mähen.

    Sinnigerweise schließt der Herr Papa sein Elektromäherchen an unsrer Außensteckdose an – er hat ja keine und ist zu faul, das 30 Meter Verlängerungskabel zu holen. Jetzt röhren 2 Mäher um die Wette – aber nicht lange. Töchterchen hat das Kabel gekappt, unser Haus ist tot. Papa ist am Brüllen, von wegen der teure Rasenmäher hast du eine Ahnung was das Kabel kostet.

    Jetzt wird es mir doch zu bunt. Hey Sie, warum nehmen Sie sich kein Verlängerungskabel ? Nein, stattdessen stöpseln Sie den Mäher bei uns ein und gehen davon aus, daß ihre 7jährige Tochter alles versteht ? Auch, daß wenn man ein Kabel kappt oder einen Kurzen verursacht die Sicherung herausknallt ?

    Gereizt latsche ich in den Keller, um die alte Kiste mit den Porzellansicherungen zu suchen. Natürlich, die benötigte Stärke ist nicht dabei. Kurz vor dem Explodieren drücke ich dem Elektromäherpapa einen Zettel in die Hand, ab zu einem Baumarkt aber dalli.
    Der Vermieter füttert seelenruhig seine Katze, als wäre nix gewesen.

    Ab der nächsten Bundesligasaison melde ich sie als Platzwart an – da können sie Rasenmäher quälen bis sie schwarz werden.

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