Weblog & Podcast von Volker Strübing

Neulich in Neukölln

Datum: 15.12.07
Kategorien: Literatur / Lesebühne / Poetry Slam, Zumutungen

Eigentlich müsste der Artikel “Gestern in Mitte” heißen, aber “Neulich in Neukölln” klingt reißererischer. Außerdem ist es der Titel von Uli Hannemanns neuem Buch, zu dessen Premiere ich gestern eben nach Mitte reiste.

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Das Titelbild ist etwas klischeehaft, um es vorsichtig auszudrücken. Macht aber nüscht, weil Uli selbst ordentlich auf den Klischees herumreitet – und er ist ein ganz wunderbarer Reiter. Die Geschichten sind großartig. Wenn jemand über Neukölln schreiben kann, dann Uli. Nicht, weil er dort wohnt (obwohl er das tut), nee, nee, das wäre ein banaler Grund. Uli kann auch über das Saarland schreiben, obwohl er nie dort war. Ich würde sogar soweit gehen, ihn als den größten lebenden Heimatdichter des Saarlandes zu bezeichnen. Ulis Neuköllngeschichten sind deshalb die besten Neuköllngeschichten, weil sie von ihm sind. Ich kann nur froh sein, dass er noch nie über meine Kindheit geschrieben hat, sonst wären meine eigenen Geschichten darüber nur noch die zweitbesten.
Ich zitiere mal Jakob Heins Klappentext, weil ich das auch nicht besser sagen kann:

Uli Hannemann schreibt so gut, dass man ihn nachts überfallen und ein paar seiner besten Sätze rauben möchte. In der Gegend, wo er wohnt, ist so ein Verhalten zwar üblich, aber das mit den Sätzen hat noch niemand hinbekommen.

Oder, mit Ulis eigenen Worten: “Sin se n Berg runtergefahren, sin se gegen n Baum gefahren, sin se alle tot gewesen.”

Uli hatte Elis und Konrad und mich als musikalische Gäste eingeladen, damit er zwischen seinen Geschichten immer mal in Ruhe Bier trinken kann. Das Café Burger war voll, der Buchhändler stand am Ende mit leeren Büchertaschen und vollem Portemonnaie da, und ich denke, es war ein sehr schöner Abend.

Elis singt “Es ist vorbei” – ein wunderschönes, trauriges Lied über Singles, ihre Einsamkeit, ihren Sebstbetrug:

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Konrad singt “Hässlichster Junge der Stadt“, ein Lied, dass ich hier schon mal verlinkt habe, vor dem ich jetzt aber ausdrücklich warnen möchte. Das Lied ist ein echter Gassenhauer. Unmöglich, sich ihm zu entziehen. Und dann habe ich mich dabei erwischt, wie ich es beim Fahrradfahren gehört und laut mitgesungen habe, was mir fürchterlich unangenehm war. Es gehört schon einiges an Selbstbewusstsein dazu, “Ich bin der hässlichste Junge der Stadt” grölend durch die Gegend zu fahren.

 

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Hier kann man Uli beim Vorlesen sehen:

 

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Von mir gibt’s mal wieder kein Foto. Das ewige Schicksal des Mannes, der den Fotoapparat mitbringt.

Obwohl das Burger schon zu Ulis Buchpremiere aus allen Nähtn platzte, wurde es hinterher noch voller, und es war äußerst schwierig, mit Gitarre und Krempel die Traube von Teenies zu durchbrechen, die den Eingang belagerte. Das Burger hatte zwei Veranstaltungen auf den Abend gelegt und nach uns gab es ein Konzert von so einem Mann, der wohl mal bei “Stephan Raab sucht den Superstar” oder so mitgemacht hat. Der Mann konnte sehr gute singen und Gitarre spielen, viel besser als Uli, dafür muss man bei Uli keine Angst haben, dass man an Texte vom Kaliber “You are the superstar of my live” gerät. Wir sind jedenfalls umgezogen, über die Torstraße ins Restaurant Prassnick (Pratznick?) in den wilden Prenzlauer Berg, wo C. prompt von Taschendieben beklaut wurde. Schlimme Sache das. Und dann gibt’s doch tatsächlich Menschen, die gegen die Todesstrafe sind …

Ulis Sätze haben sie zum Glück nicht mitgenommen.

(Volker Strübing)

2 thoughts on “Neulich in Neukölln

  1. ich würde jetz nur noch gerne wissen um was es eig geht?! was für geshcichten werden den erzählt? is ja richtig krasse kritik ey…fazit aus den 5 minuten wo cih den text gelesen hab: uli is der beste!!! toll ey horizont voll erweitert und so…

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