Weblog & Podcast von Volker Strübing

Slam 2008 Zürich (3)

Datum: 25.11.08
Kategorien: Literatur / Lesebühne / Poetry Slam, Unterwegs

Oh, wie wir euch lieben, Schweizerinnen und Schweizer, ihr schnuppeligen Pupspüppchen, ihr Ameisennäschen, ihr Gummibärchenpopos, ihr gemütserwärmenden Schokischnütchen, ihr Weltschmerztrösterli. Ach, ihr niedlichen Wuselputze mit euren ricolaschweizerkräuterzuckrsüßen Händchen und Füßchen und Öhrchen und Äugleinschön.

Ihr seid fürwahr die Toblekrone der Schöpfung

(Team LSD)

Vielen, vielen Dank an alle, die phantastischen Tage in Zürich möglich gemacht haben. Es war grandios. Echt jetze, ohne Scheiß!

Neuer Slam Champion ist Sebastian 23, neuer U20-Champ Bleu Broode (den ich leider verpasst habe, aber der bestümpt genauso verdient gewonnen hat wie Sebastian). Herzlichen Glückwunsch! Herzlichen Glückwunsch auch an an dieser Stelle nochmal an Micha, der sich noch zwei ganz besondere Orden an die Brust heften kann: Zum einen ist er der erste Slammer, der jemals 0 Punkte bekommen hat und trotzdem als Slam Championnach Hause ging, zum anderen ist er (soweit ich weiß) der erste Berliner, der je Schweizer Meister geworden ist. Und das kam so:

Im Einzelfinale, das Micha nach einer gewonnenen Vorrunde und einem gewonnenen Halbfinale erreicht hatte, gab es ein spezielles Abstimmungssystem. Die 8 Finalisten traten in Zweiergruppen gegeneinander an. Nach dem Auftritt von jeweils 2 Teilnehmern entschieden 13 Leute aus dem Publikum, wer von beiden einen Schritt weiterkommt, in dem sie entweder ein X für den ersten oder ein O für den zweiten hochhielten.
Micha hatte das Pech gegen Gabriel Vetter anzutreten – immer ein schweres Los, aber Gabriel hatte einen Text auf Schweizerdeutsch im Gepäck und ich muss neidvolllos eingestehen, dass ich noch nie erlebt habe, dass ein Saal so getobt hat. Beim normalen Jurybewertungssystem erklären die Moderatoren vorher gerne, dass eine 1 für einen Text steht, der nie hätte geschrieben werden dürfen, eine 10 für einen, der im Raum einen kollektiven Orgasmus auslöst. Das war ne 10, aber hallo. Schade, dass ich den Text kaum verstanden habe … bei Hochgeschwindigkeitsschweizerdeutsch muss ich kapitulieren. Und da ich Gabriel und seine (hochdeutschen) Texte kenne, gehe ich davon aus, dass ich dadurch etwas wirklich schönes verpasst habe.

Armer Micha. Musste danach auf die Bühne vor das sich immer noch in den wohligen Nachwehen des Orgasmus wiegte (kann man das so sagen? Hm, naja, offensichtlich). Sie haben ihn trotzdem gefeiert, haben gejubelt und gelacht; es war ein klasse Auftritt und trotzdem hat nicht einer sein Schild für Micha gehoben, wo er doch gegen jeden anderen Text im Finale (auch Gabriels zweiten!) zumindest nur knapp verloren hätte. So: Keine Chance. Pech gehabt.Ihm nicht einmal einen Trostpunkt zu geben fand ich trotzdem ziemlich garstig …

Ironischerweise ist er trotzdem offizieller Schweizer Meister geworden, obwohl er von einem Schweizer mit einem Text auf Schweizerdeutsch aus dem Finale geschmissen wurde – denn Micha war für den Slam in Baden nominiert, Gabriel Vetter aber für den Slam in Bochum und damit war Micha der einzige für einen Schweizer Slam angetretene Poet im Finale, ergo der höchstplatzierte Schweizer Slammer.

Ist schon lustig, das alles! Micha, wehe, Du lässt Dir davon länger als 3 Tage die Laune verderben, alter Meisterschweizer!

So. Und hier noch ein Foto von Andy Strauss mit einer Unbekannten Dame vor seinem Auftritt im Halbfinale.

andy

(Volker Strübing)

Update: Hier kann man sich die Beiträge des Einzelfinales angucken!

9 thoughts on “Slam 2008 Zürich (3)

  1. Die haben auch irgendwie die Jurytafeln nur an Leute mit Tagespässen verteilt. Ich als Nicht-teilnehmer hab keine bekommen, als die mein rotes Bändchen gesehen haben.

  2. Oh, wie wir euch lieben, Schweizerinnen und Schweizer, ihr schnuppeligen Pupspüppchen, ihr Ameisennäschen, ihr Gummibärchenpopos, ihr gemütserwärmenden Schokischnütchen, ihr Weltschmerztrösterli. Ach, ihr niedlichen Wuselputze mit euren ricolaschweizerkräuterzuckrsüßen Händchen und Füßchen und Öhrchen und Äugleinschön.

    Ihr seid fürwahr die Toblekrone der Schöpfung

    Auch wenn ich nur halber Schweitzer bin, beschreibst du mich sehr passend :D

  3. Es ist nur konsequent, dass die Fortsetzung von “Slam 2008 in Zürich (1)” und “Slam 2008 (2)” “Slam 2008 Zürich (3)” heißt. Zwinkersmiley.

    Andy Strauß küsst übrigens am besten.

  4. Du hast echt Gabriels Text nicht verstanden? Er hat ihn extra relativ verständlich auch für deutsche gemacht ;D

    Der Text ist schon ziemlich gut, in Deutschland macht er eine Version mit Fußball-Kindern und Handball? Baseball?-Kindern (weiß nicht mehr so genau). Damits besser nachvollziehbar ist für die armen Deutschen. Von den neueren Texten von Gabriel ist das tatsächlich einer meiner Lieblingstexte, aber Micha war trotzdem um Klassen besser (finde ich zumindest, und weiß, dass ich mit der Meinung nicht allein bin). Gabriel fand ich am Zweitbesten und dann ein wenig abgeschlagen den Sebastian (dem ich den Sieg aber sehr gönne).

    Hehe, ich habe noch Michas Schild ;) d.h., ich bin Teammeister und Schweizermeister? cool! Und der beste Finalist bin ich auch noch. Und er ist ein komisches kleines Mädchen, das mir reifem Mann vorschreiben wollte, wie viel Alkohol ich trinken sollte… :D

  5. Hey Volker,
    Dann mal herzlichen Glückwunsch!
    Ich beneide dich sehr. Nicht nur um deine Fähigkeiten sondern auch darum, dass du Teilnehmen konntest.

    Ich wäre seeeehr gerne da gewesen. Zumal auch ‘ne Freundin von mir mitgemacht hat, und ich auch sonst schon einige Slammer kenne.

    Vielen dank für die Berichterstattung (ich stöber grad mal wieder ein bisschen durch die schnipsel)!

    Wenn du jetzt Klos und Spinne wieder aufleben lässt, würde ich wahrscheinlich echt ein teil meines taschengeldes outen ;>

    liebe grüße und danke.

Comments are closed.