Weblog & Podcast von Volker Strübing

Schnipsel vom 14.8.2007

Datum: 14.08.07
Kategorien: Weltverbesserung, Werbung, Zumutungen

Also diese Alten von heute!

Ich gehe in den Zeitungsladen, um mir eine Zeitung für die Zugfahrt nach Berlin zu kaufen. Meine Gitarre stelle ich an der Kasse ab, um die Hände frei zu haben. Dann hole ich mir eine Süddeutsche und bin zeitgleich mit einem älteren Herren zurück an der Kasse. Ich lasse ihm den Vortritt; er aber schüttelt den Kopf und will mich vorlassen. So geht es kurz hin und her, dann sage ich “Danke” und bezahle. Als ich dies tue, sagt er mit giftiger Stimme: “Sie hatten ja schon ihr Gepäck da deponiert, gleich als sie reingekommen sind, ne?!” Und zu einem zweiten alten Mann: “Den Trick merken wir uns, was? Erstmal Platz an der Kasse reservieren, dann Zeitung aussuchen.” Der andere nickt und schnaubt bestätigend.

Schade, dass mir in diesem Moment mal wieder nichts schlagfertiges eingefallen ist. Zum Beispiel hätte ich sagen können: “Ich hoffe, du stirbst bald, du armer, verbitterter Mann. Das wäre das beste für dich. Für alle anderen natürlich auch.”

Hilferuf

Kann jemand ein gutes, schnell und stark wirkendes, einfach zu beziehendes Beruhigungsmittel empfehlen? Ich muss morgen in die Arcaden zur Telekom, die gerade eine Rechnung für einen gekündigten Telefonanschluss geschickt hat. Oh Mann, wenn ich dort morgen lange warten muss und dann auch noch den schmalzhaarigen, blasierten Möchtegernirgendwas (weeß icke, was der gern möchte – vom Kunden arrogant behandeln jetze mal abgesehen) als Kunden”betreuer” bekomme, und der mir seelenruhig erzählt, dass … oh nee, nicht dran denken, nicht jetzt schon wahnsinnig werden … vielleicht wird ja alles gut.

Von Brasilien lernen!

Zu Beginn des Jahres schockte der Bürgermeister von São Paulo, Gilberto Kassab, die PR-Branche seiner Stadt, indem er jede Werbung im Stadtbild verbieten ließ. Seither ist São Paulo die weltweit erste Metropole ohne Banner, Poster und Plakate.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/301/128092/

10 thoughts on “Schnipsel vom 14.8.2007

  1. Das hättest du natürlich sagen können. Laut lachen hilft manchmal aber auch. Die Telekomnummer überstehst du schon – einfach auf’s Atmen konzentrieren…”Mmmmmm… ich stelle mir vor, ich bin ein Wochenendseminar. Ich finde statt in ruhiger Lage. Vöglein singen…”

  2. Also ich nutze solche Gelegenheiten ja gerne zum richtig ausrasten und laut pöblen ( ich meine die Telekom, nicht die alten Männer).

    Wenn man das dann so zwei drei mal im Jahr macht kann man die anderen Situationen viel besser ignorieren bzw. überstehen, also Volker bei der Telekom richtig daneben beneben. Raste aus brüll rum sag was das für eine Unverschämtheit ist ( aber niemanden beleidigen, man sieht sich immer zweimal im Leben), dann beruhigt rausgehen.

    Beim nächsten mal zu den alten Mann sagen “Alte Katzen(Kater) lernen leider keine neuen tricks, ach was sie werden das eh gleich wieder vergessen haben” und dabei so klingen als ob du mit einem fünf jährigen Bub sprichst …. hach ich liebe es gehässig zu sein.

    Ode so wie ich, knallhart ignorierne … nicht antworten nicht mal Mimik einfach ignorieren!

  3. Die Idee mit der werbefreien Stadt (bzw. werbefreien DDR) hatte Armin Müller-Stahl schon mal in irgendnem alten DEFA-Schinken, wo er den Chef von irgendeinem VEB-Werbekombinat spielte. War auch da schon ein großer Erfolg – Ach, diese bissigen DDR-Satiren …

  4. Dann stell dir mal folgende wahre Geschichte vor:
    Du hast einen DSL-Anschluss und willst bezahlen mit Einzugsermächtigung vom Konto und sie wollen dein Geld nicht, da sie die Abbuchung immer wieder zurückgeben, was du allerdings bei dem Chaos deiner Kontoführung nicht gleich bemerkst und dann stellen sie dir ohne Vorankündigung die Verbindung wieder ab und da du das nicht weißt, nimmst du deinen Computer komplett auseinander auf der Suche nach dem Fehler warum dein DSL-Anschluss nicht funktioniert und rufst bei der Telekom an und bittest um Mithilfe und Anstelle das sie dir sagen, dass der Anschluss von ihrer Seite aus abgestellt worden ist, schicken sie dir einen Techniker, um den Anschluss zu überprüfen und der stellt dann fest, dass gar kein Anschluss mehr besteht, wohlbemerkt sind bis dahin schon 4 Wochen vergangen und du geht’s dann in den Telekomladen und triffst genau auf diesen Typen von Kundenberater. Da hilft definitiv kein Beruhigungsmittel der Welt mehr.

    Also, alles wird gut. Ein paar graue Haare mehr gibt es gratis und ein schöner neuer Text über die Telekom ist da auf jeden Fall auch drin.

  5. Dollster Satz in dem Artikel: “Vorher war die Stadt verwirrend und hässlich, jetzt ist sie nur noch hässlich.”

    Irgendwann wurden am Ostkreuz mal ein paar Plakatwände entfernt, und ich dachte einen kurzen Moment: nee, falscher Bahnhof, weiterfahren.

  6. Zu dem älteren Mann – ‘Herr’ kann man ihn ja nach der Schilderung nicht nennen:
    Oft haben solche Menschen niemanden mehr, Familie verstorben, Freunde verstorben und dann aus der Nachbarschaft weggezogen, weil es alleine nicht mehr zu schaffen war …. ich will bestimmt nichts entschuldigen, aber die Vereinsamung bringt oft seltsame Verhaltensweisen zum Vorschein, treibt seltsame Blüten …. es ist ja von Kindern bekannt, daß sie sich umso stärker daneben benehmen, je weniger Aufmerksamkeit sie haben …. und möglicherweise gilt ja der Satz “Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr das Himmelreich nicht erlangen!” tatsächlich – und erklärt dieses sonderbare Verhalten ….

  7. zu “KloSS und Spinne” am Rande (am linken^^):

    Nein, nicht Du auch noch! In den Filmen war es doch bis jetzt auch immer noch “Kloß und Spinne”…und das war hübsch so. Und richtig..es sei denn, er hat sich jetzt umbenannt, der Kloß. Und wollte auf Koloss anspielen…Selbtfindungsphase? ;-P

  8. Hallo BB, nachträglich mein Beileid!#

    Hallo, wvs, auch mir tat der grantige Giftzwerg eigentlich eher leid … bin jetzt ganz froh, dass ich ihm nichts böses gesagt habe.

    Hallo Steffi, da sieht man mal, dass wir gar nicht mehr wissen, wie die Stadt eigentlich aussieht, weil alles zugekleister ist. Ein Werbebefürworter könnte natürlich sagen: “Das ist dasselbe, als wollte man behaupten, man sieht die eigentliche Stadt gar nicht mehr, weil soviele Häuser drinstehen. Bzw. den Wald vor lauter Bäumen.” Aber darauf darf man nicht hören, nein, nein, nein. Werbung ist für die Stadt keineswegs dasselbe wie Bäume für den Wald!

    Hallo AnikaDanke für den Hinweis!

  9. In Situationen, wie Du sie mit den älteren Männern am Kiosk erlebt hast, sage ich reflexartig “Heul doch!” Das hilft garantiert immer.

Comments are closed.